NACHDENKEN KÖNNEN
ZEIT FÜR GOLDSTAUB HABEN:
PLATONS HÖHLENGLEICHNIS
Aufstiegsstufen
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Platon bringt eine denkwürdige Dopplung ins Spiel. Was in der Höhle bloßes undurchschautes Schattenspiel ist, wird außerhalb der Höhle im Freien, im Licht als geworfener Schatten eines Körpers „bewusst“, kommt zu Bewusstsein, ein angebundener Schatten, von etwas oder jemand geworfen. Nicht so erkannt, was die „Schatten“ in der Höhle betrifft, flächig und inhaltslos diese, ungreifbar von einem Merkmal her, ein gänzliches Einerlei, als Stummfilm beziehungsweise nichtssagende Geräuschkulisse. Instinktimpulse des Sehenden und Hörenden sind unwillkürlich, unbewusst. Stattdessen wird nur funktional einbezogen gesehen, gehört. Anders im Freien: Es gibt ein Bezeichnendes von etwas, diesem als Bezeichnetes angebunden. Ein dinglicher Schattenwurf, der für das Äußerliche eines Körperhaften steht und den Blick wandern lässt, was diesem Schatten angebunden ist. Dieses Angebundensein wirft von Zeichen und Lauten her die Frage auf, was hinter all diesen Verschattungen an den Dingen stecken mag und körperlich gesehen, was sich in ihnen verbirgt. Auf den Punkt gebracht: Es hebt an vom Primitiven hin zum Verfeinerten ein Benennen ohne Kennen, ein Kennen ohne Erkennen, einfacher: Ein Dahinplappern, noch ohne Sinn und Verstand. Was den Unterschied dieser zweierlei Schatten ausmacht, erklärt der generative Bezug von Mutter und Kind. „Für es“, noch ganz und gar in der Höhle, ist alles flächig, noch inhaltslos und unhinterfragt, für die Mutter wie „für uns“ sind die Schatten ein Bekanntes und bedeutungsreich. Sie ist es, die dem Kind beisteht, in ihm das Alter Ego weckt und später die Lebenshilfe an das väterliche Prinzip der Nachfolgebefähigung abtritt. Es fordern die Schatten nun heraus, ihnen ihr Geheimnis zu entreißen, sie nicht nur zu kennen, sondern auch zu erkennen und hinter die äußerliche Unmittelbarkeit zu kommen, mehr von ihnen zu wissen, sei es aufstiegsweise als ‚bewusst‘ Gesehenes und Erlebtes, es im Bewusstsein habend, nun fortgesetzt erweiternd Stufe um Stufe als Bild, Wort, Gedanke und Idee.
Ich fahre nun mit den „Spiegelungen“ fort, die für die Menschwerdung eine gewichtige Etappe sind. Sie revolutionieren menschliches Dasein, personalisieren es. Im Wasser erblickt der Mensch eine Scheinwelt als „Stillleben“, so gut wie eine Fotografie. Von Zeuxis Kunst wird gesagt, dass er Trauben gemalt habe, die sogar Vögel getäuscht und zum Picken verführt hätten. Aus inhaltsarmer Schattengewärtigung in der Höhle wird jetzt draußen im Freien ein bunter und reicher Vorstellungsinhalt gewonnen und für das Bewusstsein abgespiegelt und vom Bewusstsein im Gedächtnis festgehalten, wird die „Weltverdopplung“ ausgereift: Außenwelt und Innenwelt spiegeln einander und werden vom Subjekt als Objektbeziehung abgespeichert und verschwinden alsbald hinter dem bloßen aktuellen Gewärtigen, aber als eine gewusste Welt der Wirklichkeit und des Scheins und den daraus entsprechenden Modi. Wahrheit der Entsprechungsgleichheit geht verloren. Gespeichertes Abbild des Frühlings und die Wirklichkeit des Sommers widersprechen einander, sind ohne Wahrheit füreinander. Erst die Wiederkehr des Gleichen, also der nächstfolgende Frühling, bringt die Entsprechungsgleichheit als Wahrheit zurück.
Indes die Spiegelungen im Wasser enthalten mehr. Nicht nur die Dinge der Umwelt hat der Mensch als Spiegelbild im Wasser entdeckt, auch seiner selbst ist er ansichtig geworden. Was für ein Erleben! Sieht er doch immer nur anderen ins Gesicht, ohne sich selbst zu sehen! Hat er von sich doch nur das Wunschbild eines Gesichtes von sich, anderen Gesichtern abgeguckt. Nun sieht er sich, der er ist, der er in seiner dazugehörigen Eigentümlichkeit als Charakter ist, der sich erlebt und erfahren hat und über sich nachgedacht hat. Ein Gesicht: Das bin ich! Das griechische Theater spiegelt diese neue Wirklichkeit des Menschen, es lässt die handelnden „Personen“ bzw. Akteure mit Maske verschiedener Charaktere auftreten. Innensicht und Außenbild werden als Subjektbezug als Selbstvorstelllung gewusst. Das ist noch nicht die ganze Wirklichkeit. Es erkennen auch liebende Menschen einander, sehen einander im Augenglanz und entdecken und spiegeln und erkennen sich gegenseitig in der Liebe zum vollen Menschsein über physische Vereinigung hinaus als geistige Einheit. Wer will in dieser Sache sich liebender Menschen entscheiden und das Zusammenkommen als „Überwältigung“ des einen durch den anderen priorisieren und gegen jene unbedingte „Freiheit“ ausspielen: Freiheit durch Freiheit: sie einander zu geben! Das Moment der Überwältigung, wer auch immer die freie Übereinstimmung auf Gegenseitigkeit negiert, gehört noch der Höhle an.
Gesichte haben, die das Innere nach außen werfen. Wie Spiegelungen im Wasser, sie vor Augen haben. Schwebebilder, wie aus Dunst hervortretend, darin versinken, zeitverloren. Ein Aufscheinen von Augenblicksbegegnungen, nicht mehr erinnernd, wo und wann. Liebreiz von Anmut, Gebärde, Blick. Regungen der Sehnsucht. Innehalten. Die Welt steht still. Tagträumerei mit offenen Augen. Von den himmlischen Wesen angetan, die ihrer Wirklichkeit vorgreifen, Wunschgebilde, noch ohne Poesie der Liebeslieder und Klagelieder auf der Laute.
Entdeckung der Abbilder im Wasser noch einmal grundsätzlich: Aus dem Spiegelbild des Subjekts selbst geht der Vergleich und Widerstreit hervor, entsteht ein Bleibendes durch die Wahrnehmung. Fortan einen Spiegel haben, sich in ihm spiegeln und erkennen. Lebensgeschichte, wie Jahreszeiten zu Bildern eingeteilt und geronnen, erkennt sich darin wieder. Eine Verbildlichung der Welt kristallisiert sich aus, auf neuer Ebene zu Sprachbildern respektive zu Metaphern mutiert. Eine Scheinwirklichkeit, ein Reisebegleiter in der Zeit, reell nicht nur wunderbar. Äußerlich schmerzlich bekannt als angestrengte und letztlich vergebliche Mühe gegen Alterung. Innerlich mehr wehmütig oder bösbitter als erstrebtes, aber unerreichtes Selbstbild, noch offen und formbar oder als niederträchtiger Selbsthass, der dadurch schreckliche Niederlagen der Selbstanschauung übertreffen will und den Widerstreit in sich selbst aufgehoben und nach außen aggressiv projiziert hat.
Die spärliche Angabe, was die Spiegelungen im Wasser angeht, enthält mehr, als der erste Draufblick vermuten lässt. Es deuten sich Verwechslung von Schein und Wirklichkeit an. Täuschungen durch Luftspiegelungen. Lug und Trug durch künstliche „Abbilder“, durch Vertauschen und Manipulieren. Die „Wahrheitsfrage“ stellt sich. Gesteigert durch weitere Ermöglichungen von Scheinwirklichkeit, durch Kunst und Technik, von den ersten Höhlenmalereien über Selbstdarstellungen mit Pinsel und Farbe bis hin zu filmischen Genres. Es ist weitere und tiefere Bergungsarbeit gefragt. Mit Platon sei ein weiteres Moment der individuellen Selbststabilisierung, aber auch Selbstbewährung angeführt. Es geht um den Kugelmenschen, um das Mannweib-Gewächs, das von Zeus entzweigeschnitten worden ist, das aus der „siamesischen“ Synästhesie der ersten Lebenswelt befreit und in die individuelle Bewährung als Sein-für-Anderes gesetzt worden ist, sozusagen Öffnung der „Familie“ für andere „Familien“. Kurzum: Der Schnitt als Inzesttabu. Von der naturwüchsigen Hörigkeit zur auferlegten Hörigkeit und hin zum freien Erhörtwerden, geistig gehoben, die höhere Ebene, von der Endogamie zur Exogamie. Visualisierende Kunst entpersönlichender Verschmelzung zweier stiftet zur Nachdenklichkeit an. Verwachsenes durch das bekannte Phänomen der Hörigkeit greift zu kurz. Alle Sinne können synästhetisch zum Hybrid verwachsen. Ein wichtiges Feld für die Reflexion. Es geht um Kontrast und Ausfall, um den blinden Fleck, der Freunde wie Feinde das darin enthaltene Gefährdungsmoment nicht sehen lässt.
Der Schritt zu den „Dingen selbst“, über die Vorstellungsbilder der sinnlichen Spiegelungen hinaus, er führt in die Welt der Abstraktion, in die Welt der Zahlen und Worte, von der halb sinnlichen und halb abstrakten Hieroglyphenschrift zur unsinnlichen und rein abstrakten Keilschrift, gut an den Schreiberlingen im Anforderungsprofil nachzuvollziehen. Es ist die neu erkannte Fähigkeit, innerlich sehen zu können, ohne die Dinge noch unmittelbar äußerlich vor sich haben zu müssen. Die Dinge selbst sind zunächst als komplexe Begriffe zu nehmen, homonym, Zahl und Wort ineins. So z.B. das hebräische Wort Aleph: Buchstabe A und Ziffer 1 ineins zugleich. Bedarf es für „Schloss“ oder „Tag“ in der gedoppelten Bedeutung noch der erklärenden Worte?
Innerlichkeit, sie wesentlich genommen, die Erhebung der Sinne, ihre Umwendung in das Übersinnliche, rein geistig: als eingepflanztes „Auge“ beziehungsweise gewecktes Augenlicht, das „göttlich“ sehen und mit dem Gesehenen umgehen lässt. Das Göttliche ist das Gesetzhafte, der Lichtpunkt des Sehenden und Gesehenen als Schnittpunkt, das zur punkthaften Vorstellung Erhobene, wodurch rein innerlich auf Symbolebene spielerisch kombiniert und Ableitungen für das äußerliche Sichverhaltenkönnen gewonnen werden können.
Die „Dinge selbst“ lassen den Mythos zurück. Von welchen Dingen selbst sprechen wir, wenn wir sprechen? Wovon und wodurch verstehen wir einander im Sprechakt. Was verbürgen die Dinge selbst als mittelbare Wahrheit, was holen sie uns von den Worten her vor Augen? Das Sehen der wesentlichen Dinge in bloß bildlicher Vorstellungsweise und der Logos abstrakter Worte machen fortschreitend in neuer Verständigungsweise sehend: Intelligente Lautzeichen, die Abbildhaftes und dazu jeweilige Bedeutungen hervorrufen und sich einem darauf Reagierenkönnen wie auch Agierenkönnen auftun. Hätte Platon schon auf den Gedanken der Mitverantwortlichkeit erkannt, wäre es nicht beim „Auge“ geblieben, auch die innere „Stimme“ hätte er dem Menschen der Polis eingepflanzt beziehungsweise diese nachhaltiger und nicht nur als Höhlenecho der chorisch Vielen gekennzeichnet, hervorgerufen durch den königlich Weisen. Ebenso das einfühlsame Herz, hätte denn die leidenschaftliche Wildheit nicht noch derart zu der Zeit herausgefordert, ihr mit großer Vordringlichkeit die Kandare anzulegen. Grobgliedrige Gerechtigkeit genügte Platon: Jedem das Seine durch und für den jeweilig klassifizierten Stand im Ganzen.
Prinzipieller gefasst: Die wesentlichen Dinge des Denkens sind über den sinnlichen Horizont hinaus, finden den Logos der Selbstunterscheidung in sich, der sie an zwei Angelpunkten zu neuen Wirklichkeitsbereichen bestimmt, die das Bleibende um sich versammeln und der Schlüssigkeit unterwerfen. Das rein Sprachliche des Identifizierens des Bleibenden bestimmt sich am „ist“ und „ist nicht“. Daraus entsteht die Seinslehre. Das rein Mathematische des Interdependenten des Festgestellten ergibt sich aus dem „ist =“ und „ist nicht =“ Daraus leitet sich die Gleichungslehre ab. Das Ideelle des sprachlichen Moments hat nach langer Zeit der Versprachlichung der Lebenswelt über „Seinsvergessenheit“ klagen lassen. Das Ideelle des mathematischen Moments dagegen hat das Rechenwerk mechanistischer Lebenseinbettung und normierter Lebensausrichtung selbst als formierte Lebensmaschinerie hervortreten lassen. Der Geist des sprachlichen Moments hat sich in der Erinnerung seiner selbst festzuhalten und zu verwirklichen gesucht. Diese beiden Teilwirklichkeiten, die des Sprachlichen und Mathematischen der Lebenssituation, betreffen den Kopf, die gesetzaufschließende Intelligibilität des Menschen, woraus sich das Universelle der technischen Zivilisation wie ethische der menschlichen Selbsterfassung entwickelt, allerdings noch unvermittelt, noch nicht vernünftig durch eine konstituierende Vermittlungsgröße: Logik in Bezug auf etwas für jemand, begriffen und gedanklich realisiert.
Lebenskreis, Kollektiv und Sprache bilden einen eigentümlichen Zusammenhang gegen andere. Sprache richtet das Bewusstsein aus, wird zur Sprachhöhle, gerinnt durch Formalisierung und Ritualisierung, kennt abgeleitete Weisheiten, horizontbegrenzt, eingeschlossen. Als unüberschreitbare Weltsicht, sprachlich arrangiert. Neuerung bringt die Frage nach dem Maß aller Dinge. Zweierlei Antworten finden sich darauf, die aus dem Bann von Schicksalhaftigkeit befreien und den je eigenen Vernunftgebrauch anstoßen. Die eine Antwort: Es ist nun einmal so. Sie stößt das Hinterfragen an. Warum so und nicht anders? So oder so? Warum nicht auch hier so? Daraus entsteht das Verstehen und Nutzen von kausalen Zusammenhängen. Die andere Antwort weiß von kleinen Anfängen an nun um Möglichkeiten, dem Unvorhergesehenen zu begegnen, um künftigem Ausgeliefertsein und Verhängnis auszuweichen und sich auf die sichere Seite zu schlagen. Sie weiß das Leben mit der Sorge um die Zukunft konfrontiert und sozusagen guter Rat ist nun teuer, der aber als zugespitzte Doppeldeutigkeit einer Zukunftsauslegung fürs eigene Handeln durchaus, nicht nur als Orakel, zu haben ist und in der Sache wie in der Selbstprüfung nun im Rahmen der Gesetze eine grund- und folgenbedachte Entscheidungsfreiheit den Ratsuchenden einholt. Vernunft als Anspruch entrechtet überkommene Geltungen und entpflichtet von unhinterfragter Setzung und Folgsamkeit und erkennt auf die Kraft des Demonstrierens und Argumentierens. Sie ist es, die vernimmt und durch das Vernehmende das Vernommene in Wahrheit auf sich verpflichtet und berechtigt oder verwirft und dergestalt zum Vernunftwissen von Erfahrungsaussagen beziehungsweise Spruchweisheiten anschwillt: Eine vorläufige Vernunft, noch nicht universell, die da zum relativen Regelwissen und Klugheitswissen wird.
Noch einmal zurück: Worte regieren das Leben, machen sehend. So beispielsweise das komplexe Wort „Jagd“ zurückgedeutet, welche initiierende Lautbildung dafür anfänglich auch immer, ein Signalreiz, vielbedeutend, ein ganzes Nest von Zusammengehörigem in sich befassend, unexpliziert, gleichsam paränetisch, von allen verstanden, was gemeint ist und wozu das Verlautete alle und jeden verpflichtet und einschirrt. Die Dinge des Worts haben ganz einfach angefangen, sind situationskundig aufgeladen und haben sich im Laufe langer Zeiten zu immer mehr Aufmerksamkeitspunkten, was man beispielsweise alles „machen“ kann, soll und muss, ein Learning-by-Doing, ausdifferenziert und in der Folge den Sprachkonventionen eine Basis gegeben.
Das Wort „machen“ ist eine Art Universalwort für das Tun: Einfach, anspruchslos, wenig informativ, was die spezifische Tätigkeit angeht. Bezüglich der Eigenschaften, die die Dinge an sich für jemand haben, orientiert die positive Selbstbezüglichkeit gegen die negative, ob etwas als „schön“ oder „gut“ für jemand wahrgenommen wird, in welcher Lautbildung auch immer geäußert. Wissen um das Schöne und Gute. Das Wichtigste sozusagen einfach und kurz auf den Punkt gebracht. Ausdruck des Schönen, wenn nicht nur flüchtiger Anschein, sondern das Wesen schön hervorscheint, außen und innen zusammenstimmen. Das Gute, ein und dasselbe in der Ambivalenz von Kräutern beispielsweise zu unterscheiden wissen und für sich das Erkannte vom Schlechten Unterschiedene zum Guten zweckmäßig einzusetzen wissen. Was Kräuterweiblein als ihr esoterisches Wissen zum Guten der Gesundheit pflegen, ist als Paradox von Fluch und Segen an vielen Dingen in komplexeren Lebensverhältnissen offenbar. Was hier und jetzt gut ist, kann anders bedingt schlecht sein.
Lernfelder der Unmittelbarkeit: Jagd betrifft das Momentum der Bewegung und des Begegnenden, Abenteuerlichen und Neugierweckenden, vieler Zeigehandlungen und Signallaute. Gegenpol dazu ist das Lager, der Ruhepol, der die Aufmerksamkeit in den Wortfindungen den Dingen des Eingewöhnten, Bleibenden, den Bildern des Beständigen, der Achtsamkeit des Wiederkehrenden zuwendet und einholt. Im Gruppenleben stellt sich die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau ein. Dem Subjekt im Aktiv ist auch das Passiv zugehörig, nämlich was dem Jäger als Gejagten widerfährt. Ebenso in Bezug auf Lagernde, die nicht im Lager lagern, sondern denen das Gegenläufige, nämlich Hetze widerfährt, nämlich sich plötzlich wie gehetztes Wild erleben, kein selbstbestimmtes Subjekt mehr, sondern bloßes Objekt und schutzlos zu sein.
Das „Namen geben“, sei es in Bezug auf Dinge und Zahlen, auch vom bekannten biblischen Vorlauf her, ist nicht als Resultat vom Himmel gefallen. Was müssen wir uns als Gebärdensprache samt Mienenspiel, Haltungen, Zeigehandlungen und Lautbegleitungen vornweg entwicklungsmäßig vorstellen! Das Mündliche, von lautmalender Nachahmung und Gewohnheitsbildung bis hin zu übereinkommender Verständigung durch bildhafte Zeichengebung, hat wenig Spuren seiner Entwicklungsschritte hinterlassen, das Schriftliche kennt Fundstücke aus vergangenen Zeiten, die steinernen Tafeln und Pergamentrollen, Zeugnisse der Selbstfestigung gegen zufällige, willkürliche Durchkreuzungen eines Haltgewährenden im Fluss der Zeit, mit neuem und verändertem Tun und Lassen schon entschwunden. Verhaltensweisen und Gewohnheiten, Bräuche und Ritualisiertes, so zähklebrig sie auch sein mögen, sie sind nicht in Stein gemeißelt, eher letztendlich wie in den Sand geschrieben.
Die Schreibkunst, sie hält fortan das Flüchtige der Sprachlaute symbolisch zum Bleibenden fest und ermöglicht eine Verbesserung der Lebensgebote durch Vergleich von erinnerter Vergangenheit und erlebter Gegenwart. Im Wissen, wie es denn gewesen ist und wie es ist, darin ist angelegt, wie es anders und besser werden kann, soll und muss. Genau ist nicht genau genug, ob unbestimmtes Zahlwort oder ungeklärtes Hauptwort. Intelligentes Operieren via verinnerlichten Abakus. Intelligentes Verschriftlichen von sprachlichen Aussagen vermittels Tonscherben (Ostraka), vergleichbar den Schiefertafeln, eingerahmt von Holzleisten mit ‚ABC‘, für die Schreiberlehrlinge damals in Ägypten, durchaus ähnlich denkbar, mit Zeichen aus dem Bestand der gebräuchlichen Hieroglyphen. Späterhin, Sprung in die Neuzeit, Weiterentwicklung von Schreib- und Rechenmaschinen, Steigerungsfähigkeit hybrider Denkoperationen, computergestützt, hochrational von einfachen Rechengesetzen hin zu Algorithmen und Handlungseinheiten künstlicher Intelligenz. Es geht nicht mehr um einfache Begriffe, sondern komplexitätssteigernd um fortschreitende Unterscheidung und Bereichsbildung wie selbstlernende Fortschrittsspitzen in gänzlich unübersichtlicher Gemengelage von angestoßener Digitalität.
Satz des Pythagoras: Inbegriff der Rationalität. Figurative Erschlossenheit, ein Musterstück an Berechenbarkeit, Schlüssigkeit und Ableitbarkeit in Bezug auf Entfernungen, Höhen und Ausmessungen. Dreiecksgebilde, die sich mit dem ewigen Fixsternhimmel verbinden, dem Sternenhaufen, dem gestirnten Himmel eine konstellative Struktur geben, den Sternenhimmel, den gestirnten Himmel mit Strichzügen vermessen und mit der Himmelsvermessung eine kartographische Identifizierung erschließen, ihnen sinnstiftende Bezüge herzustellen suchen wie auch diese inflationär zu imaginieren beginnen. Die neuen Disziplinen überhaupt: Mathematik und Dialektik. Diese holt Sachverhalte exakt und präzis in die Gleichung, gleicht sie ab, jene findet Extreme auf, sucht die Mitte, ermittelt den Spannbogen und dafür die Spannkraft, genügt nicht nur dem bloß Formellen einer Grammatik, sondern leistet das Inhaltliche, erfasst aus diesem das einander Entgegengesetzte. – Der Modus der Gleichung: Analyse eruiert, zerlegt, nimmt auseinander, geht ihrer Sache auf den Grund, holt danach dialektisch Gegensätzliches ebenso prüfend ein, schreibt das sich Verkehrende beider Teile in Bezug aufeinander zum Entgegengesetzten ab und Synthese schreibt drittens im Gleichheitszeichen die Vermittlungskraft der einander entsprechenden Teile zum Zwecke der Sichselbstgleichheit wie auch Hervorbringung in entsprechender Gleichung des inhaltlichen Sachverhalts respektive der zeichenhaften Gleichungsformel für Anwendung und Gebrauch aus.
Die „Dinge selbst“, noch einmal aus anderer Blickrichtung, bringen eine ganz neue Dimension ins Spiel. Der anvisierte Turmbau, hoch in den Himmel, scheitert an den verschiedenen Sprachgewächsen. Logoi der Lebensgruppen überlagern den Mythos, verwirren das unmittelbare Auffassen und Verstehen. Kommunikative Probleme: Worte, verstehen wir darunter die gleichen Dinge? Oder erfassen wir nur Laute, Zeichen, die uns bedeutungsmäßig, worauf sie verweisen, verschlossen bleiben? Der unmittelbare Lebenszusammenhang gewährleistet durch Vertrautheit, Bekanntheit und Gewohnheit im intersubjektiven Austausch verständige Eindeutigkeit. Schon nachbarschaftliche Lebensorte mit eigentümlichem Dialekt können den sprachlichen Austausch mit Irrungen und Wirrungen überziehen. Um wie viel mehr der ehrgeizige Turmbau, der Menschen auf kriegerische Weise als Arbeitstiere von weither beschafft und versklavt hat, aber an der Verständigungshürde für das Zusammenspiel im Arbeitsprozess gescheitert ist. So die Erzählung. Mit Unterwerfung und Willigkeit ist es nicht getan. Denn auch eine Bereitschaft zu kooperativem Zusammenwirken vermag im Wesentlichen nicht die unmittelbare Verständigungshürde außer Kraft zu setzen, die nicht allein sprachlich besteht, sondern auch darin, in gewisser Weise „werkkundig“ und brauchbar für ein gemeinsames Vorhaben zu sein. Hervorbringungen der Weltwunder, von Sklavenheeren ermöglicht, ziehen die Aufmerksamkeit des Bedarfs an Arbeitskräften und ihrer Verwendbarkeit auf sich. Das Gesellschaftliche der Menschen selbst, das Eigentümliche ihres sozialen Zusammenhalts, es ist dürftig, findet sich in Brauchtümern und den Festen der verehrten Gottheiten wieder.
Ausübung von Macht, Gewalt und Zwang, um Menschen für die Verrichtung von Arbeiten zusammenzubringen, vermag nur äußerlich, nicht auch innerlich die Einheit der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens zu oktroyieren. Der expansive Grundzug der Lebensgewächse gerät zu dynastischen Herrschaftsbehauptungen, zu kriegerischen Gebietseroberungen, zu unredlichen Tributstrategien. Der intelligente Überbau in seiner zunehmenden Bedeutung und Entwicklung für obwaltendes, herausgefordertes und vorteilhaftes Handeln leidet an vielerlei Störgrößen von der zentralen Steuerbarkeit des Vorhabens her, es leidet an Überhebung, Verhängnisse fordern schicksalhaftes Entgleiten ungestörten Lebens heraus. Die neue Welt in ihren Gebilden ist nicht mehr stabil, sondern zunehmend fragil. Es bleibt bei aller Gegensatzbildung und Rechenkunst das Grundübel von Unbelehrbarkeit und Unberechenbarkeit bestehen. Einsichtsgewinnung und Motivlagen, sich auf Gegenseitigkeit zu öffnen und zweckbestimmt füreinander aufzuschließen, fallen für Eintrachtsbemühungen vernunftlos auseinander. Weniger der außergewöhnliche Zufall eines Naturereignisses als menschliche Unerschlossenheit und verständiges Füreinander lassen die Vernunft erröten. Die Skala reicht vom unschuldigen Verpatzen über Eitelkeit, Willkür, Schadenfreude, gegen die Wand fahren lassen, von Rachedurst und Vergeltung bis hin zum wahnhaften Nichtungswillen und zur völligen Auslöschung aller.
Die Sache hat mit Gott zu tun, der unmittelbar in Adam und Eva sein Denken kundgetan und die beiden einer bewussten Entscheidung von Tun oder Lassen ausgesetzt hat. Es ist das Aufflackern von Lichtwerdung, ein Abnabeln vom bloßen Instinkt. In den ersten Impulsen des Innewerdens drückt sich die menschliche Unmittelbarkeit zu Gott aus, die von Adam und Eva gemeinschaftlich gelebt wird. Was Sündenfall heißt, ist schon die wirksam gewordene Abkehr vom blinden Instinkt und bewusstes, willentliches Tun, das die Augen der Erkenntnis aufgehen lässt, nicht nur negativ, auch positiv. So das Grundmuster für kollektive Gewächse in ihrer Unmittelbarkeit zu ihrem Gott des eigenen Willens und der Erkenntnis. Viele Gewächse, viele Logoi, viele Gottesstimmen einer Auseinanderentwicklung, die das Turmbauprojekt an der unmittelbar erforderlichen Verständigungsfähigkeit hat scheitern lassen. Von der unfriedlichen Beschaffung der Arbeitskräfte und ihrer Versklavung nicht zu reden. Der Krieg gehört zum Widerfahrnis im Leben. Ein übergreifender Logos muss her, der den vielen eine neue Einheit in Gott ist und die Sehnsucht nach Frieden und Gedeihen befriedigen kann. Der Neuansatz greift das Wort auf, das bei Gott ist, allerdings nicht mehr unmittelbar, sondern das über Schriftgelehrte und Schriftzeugnisse erst Bedeutung, Schärfe und Authentizität für menschliches Zusammenlebenkönnen erhält.
Es geht um „Dinge selbst“, um ihre Vorgeschichte, die sich mit der Verschriftlichung der Sprache verbinden, wodurch die mündliche Überlieferung anhand von Schriftzeugnissen Erfahrungen festhält, Vergleiche ermöglicht, Einsichten schafft, Bewahrheitungen verfolgen und auch Selbstkorrekturen vornehmen kann. Über Sprachanfänge, durch die der Mensch sich aus dem Tierreich verabschiedet, lässt sich heute noch gut spekulieren. Die Erfindung der Schrift bringt Objektivität in das intelligente Selbst-, Welt- und Denkverhalten der Menschen. Streng umsorgte Schriftwerke, die das Bleibende dem Fluss des Geschehens entreißen, festhalten und vorstellen, nämlich die Dinge selbst, göttlich den einen und ideell den anderen, orientieren Besonnenheit des schriftgebundenen beziehungsweise schriftverbundenen Lebens. Die technischen Komponenten gehen auf den Erfinder der Hieroglyphenschrift Theuth und bezüglich der Keilschrift auf Nabu zurück. Das Sachliche des Worts einerseits, als habe Zeuxis Pate gestanden, das Intersubjektive des Worts andererseits, eine Frage der Besessenheit wovon, die geglaubte Gottesregentschaft bei diesen hier oder die beugende Herrschaftsgewalt bei jenen da. Das neue Denken: Nicht einfach so, sondern das Vernünftige des statthabenden Logos, so wie es Platon fasst, an Kriterien gebunden, als Frage nach dem Schönen, Guten und Wahren. Erkannte Gefahr: Dem Fluss des fortlaufenden Geschehens entkommen, dann jedoch dem geronnenen Wort, obsolet in Bezug auf etwas geworden, erlegen, von der eigenwilligen oder eingegebenen Mentalität des Verfügenden nicht mehr zu reden. Dem Wort gilt das Eingedenksein im Lernprozess der überkommenen und übernommenen Worte gegen die bloß positive Repräsentanz des Augenblicks, nämlich die noch negativ imperfektive Entwicklung auch im Auge haben und wissen zu müssen. So der theoretische Anspruch, Erfahrungslehren gelten zu lassen, um sich dann häufig genug doch nicht davon leiten lassen.
Eiserne Zuchtruten suchen die Völkerschaften heim und versammeln ihre inkarnierten Selbstfindungen im Pantheon der Ordnungsmacht. Es hat das flüchtige Bewusstsein der Höhle seine Aufhebung und Stabilisierung in den Spiegelungen gefunden, so haben alsdann differente Logoi der Lebenswelten die mythischen Selbstbegründungen zersetzt und schlussendlich den Logos der Logoi zum fleischgewordenen Wort inkarnieren lassen, dieser zusammenhaltlosen und zerbrechlichen Schicksalswelt entgegen, die ein unübersichtliches Kunterbunt wie wirres Durcheinander dem Bewusstsein war und keine verlässliche und universelle Folie für die Neuausrichtung der Bewusstseinsorientierung in Bezug auf den Menschen und seine Einbettung bot. Irdische Übersichtsgewinnung sucht den erneuten Blick zum Himmel, zunächst spöttisch abgetan, weniger zu träumen und mehr auf die Füße zu achten, dann das „Übersinnliche“ missverstanden und zum jenseitigen Gottesreich gedeutet, schließlich als neue Dimension für sich ausweitende Herrschaftsbestrebungen in den Machtpotenzialen erkannt, unerkannt noch im Hintergrund die Wissensmächte des menschlichen Selbstbewusstseins . Unbegriffen darin überhaupt die geistige Konstitution als Identität und Differenz, nämlich als nur eine allgemeine Zahlenwelt in den vielen besonderen Sprachwelten, anfänglich Sprachlichkeit und Zählbarkeit ungeschieden ineins, woran heute noch unbestimmte Zahlwörter erinnern. Die Auseinanderentwicklung zu unterschiedenen Bereichen: Eine Mathematik, dagegen viele Sprachen, übergreifend an aufgetaner Himmelswelt von sichtbarer unmittelbarer und abgekehrter mittelbarer Seite für das Zusammenspiel neu erkannt, als Wissenschaft der Logik (Hegel), doch bei Weitem kein Allgemeingut des Zusammengehörigen.
Im Wesentlichen geht es nun um den „Nachthimmel und Taghimmel“. An der Scheinwirklichkeit, ihren Spiegelungen, gewinnt der Mensch die Einsicht eines Bleibenden in den wiederkehrenden und den das Ganze bestimmenden Abläufen. Modern gefasst: Es geht um die Weichenstellung zur „digitalen“ Sternenwelt der Kopernikaner wie „analogen“ Erdenwelt der Ptolemäer. Neurologisch um die linke und rechte Gehirnhälfte, um den punktierenden Raumvermesser und ganzheitlichen Bildspeicher. Die beiden Hälften bringen Ordnung in die ungeordnete Welt der vielen komplexen Begriffe. Gleichsam ein zusammenhangloser Wirrwarr von auseinanderdriftenden Worten beziehungsweise von Einzelbegriffen, ohne geordneten Zusammenhang von Gebrauchsregeln und der Festlegung überhaupt, was aus der Bedeutung von Zeichen für das zu Tuende folgt und gegebenenfalls zu befolgen ist. In anderer Weise von Wirklichkeit, was lässt sich nicht alles rechnerisch durch Mathematik in Form bringen und operativ bewältigen!? Mathematik ist keine Spinnerei der Sternengucker. Ihr damals vergleichbar ist heute die anhebende digitale Neuerung, deren revolutionierende Bedeutung auch den Älteren langsam zu dämmern und ins Bewusstsein einzusickern beginnt. So damals auch die aufkommende Relevanz der Mathematik. Die Frage nach den Erfahrungslehren, welche aus der Geschichte der Mathematik im lebensweltlichen Kontext zu ziehen sind, stellt sich, um Vergleichspunkte für die Bewusstseinsschärfung zu gewinnen. Auch die digitale Technologie kennt die Zweischneidigkeit, die unvermittelt und balancelos das Segensreiche zum fürchterlichen Fluch verkehren kann. Davor sei nicht ein imaginärer Gott, so jedoch die dialektische Ergänzung, auf austarierbare Vermögensteile und Balancefindung hinaus, von der weltöffentlichen Vernunft aller im Vollzug bei Vernunft gehalten.
Zurück zu den Himmelserscheinungen und ihrem Widerschein im Wasser. Was legt die Korrespondenz der Himmelserscheinungen im Wasser nahe? Platon gibt keine Erläuterungen. Warum ist ihm die Einflechtung eines Details wichtig, das eher in die „romantische“ Schilderung passt? Außerdem geht es um eine Wiederholung der „Spiegelungen“ im Wasser, welche die ersten Bilder der Natur und des Menschen einholen und festhalten kann. Ja, sie durch Künstlerhandwerk der Flüchtigkeit entziehen und Bleibendes, Wiederkehrendes an Umwelt und Menschengestalten, sprachlich angereichert, auskristallisieren, zur Wechselwirkung bestimmt, der Veränderung hinterher, das Gespiegelte sich stets wieder aneignen und verinnerlichen kann. Die Frage stellt sich, worin kann nun die Bedeutung der Spiegelungen des Himmels im Wasser bestehen? Die noetische Revolution, dass sich das Ganze der Welt um den Nous (Anaxagoras) bewege, scheint eher durch Fliehkräfte Zusammenhänge zersplittert und vielfach Menschengruppen über sich hinaus getrieben zu haben, eben wie die sinnliche Wahrnehmung der Vorstellungsbildung von gelebten Ganzheiten her das Irdische unvollständig und von den Wichtigkeiten her sukzessive registriert hat. Vom Gesichtskreis beziehungsweise vom eigenen Lebenskreis her zum weitergefassten Horizont gemeinschaftlicher Verbundenheit angeordnet.
Überall hinter dem jeweiligen Horizont tun sich Weiterungen auf, hinter denen das Ende der Welt zu vermuten ist. Weiterungen irdischerseits, nicht jedoch was die Gestirne des Himmels zeigen. Sie übergreifen die Weiterungen der Wanderer, die das Ende der Welt anzugehen suchen, in welche Himmelsrichtung auch immer. Eine buntscheckige Wirklichkeit des Irdischen geht in das Bewusstsein ein. Zum planetarischen Gravitationsverständnis des Erdkörpers respektive des blauen Planeten ist noch ein langer Weg. Vom Bewusstsein her herrscht ungeordnet ein wirres Durcheinander, von sinnlichen Brandungslinien bestimmt, veränderlich und gefährlich, kein übergreifendes Bewusstsein eines größeren Ganzen als letzthinniger Horizont und Regel- und Gesetzesgarant. Stattdessen Gottesreiche der Kulturen, Gebote des Gebietes und heilige Bezirke bestimmungsgemäß. Die Spiegelungen des Abendhimmels im Wasser deuten auf mehr hin, lassen Ahnungen aufsteigen, über den eigenen Standort des vom Horizont bestimmten Erdkreises hinaus, von der Gemeinschaftlichkeit einer riesigen Weite des Sternenhimmels überwölbt.
Es übergreift der gespiegelte Sternenhimmel die bloße Horizontwahrnehmung des Tages und noch darüber hinaus, wie Weltbewanderte von entfernteren Standorten her den gleichen Sternenhimmel wissen. Und wie die „Sternkarte“ die auf die Erde schauenden „Augen“ beziehungsweise Gestirne der Nacht, Argusaugen, zum Wiederauffinden am nächtlichen Himmel kartografisch ins Bild bringt, erste Übersicht und Korrespondenz vom Himmel und Erde schafft, das sichtbare Reich der Sterne hervorarbeitet, so beginnt ebenso die Vermessung beziehungsweise eine Puzzlearbeit für die „irdische Kartenwelt“ mit den Lagerplätzen und Wanderrouten, der lokal gesprenkelten Sesshaftigkeit und ihren bemerkenswerten Eigentümlichkeiten hinsichtlich der Gegenden und Landstriche, Küsten und Inseln. Ist durch den übergreifenden Himmelsbogen der Hinweis für die ideelle und anzustrebende Einheit der Stadtstaaten zur Kundigkeit des Handlungsfeldes eingespielt? Auch hier stellt sich die Frage, in welcher Bedeutung die Spiegelungen im Wasser uns ein Kartenbewusstsein für eine geordnete Weltwahrnehmung aufgegeben haben. Platon hat sich mit bloßer Anspielung begnügt, den Himmelsspiegelungen im Wasser. Über die Verhältnissetzung von irdischem Standort und Himmelsperspektive hat er für Einordnung und Zwecksetzung zu einem solchen Patchwork von Kartenwelt nichts Bahnbrechendes gesagt. Der welterweiternde Feldzug Alexanders liegt später, ebenso die Aufarbeitung der Wissenswelt vom interkontinentalen Dreieck her, mediterraner Drehpunkt der hellenistischen Welt und Voraussetzung der Entwicklung des Römischen Weltreichs für die Organisation handlungsmächtiger Reichweiten in die damaligen Wanderbewegungen und Weltentdeckungen hinein.
Platon lebt bezüglich des Sternenhimmels aus zweiter Hand. Wesentliche Aussagen zur Astronomie hat er nicht getroffen. Eingestreute astrologische „Histörchen“ blieben noch zum Zwecke der Relevanzklärung zu entdecken. Das Überlesenkönnen macht sich bei der Vielzahl der Dialoge leicht, interpretationsbedeutsame kleine Details übersehen zu können. . Der Polarstern taucht bei ihm nicht auf. Ein zirkumpolares Wissen ist nicht explizit auffindbar. Auch der Tierkreis ist nicht sonderlich ausgewiesen. Jedoch das hervorleuchtende Sonnengleichnis ist Hinweis auf seinen geistigen Standort. Platon steht noch im Bann des ägyptischen Sonnengottes als der überragenden Himmelsmacht. Er ist sozusagen Verfechter des solaren Prinzips. Die „Sonne“ steht für das Ganze, nicht für eine Tageshälfte. Das astrale Prinzip, der nächtliche Sternenhimmel als Herausforderung, ist als eigene Größe und Kontrapunkt nicht bewusstseinsrelevant. Der Mond, die terminliche Verabredungsgröße und ein problematischer Kalender zugleich, ist gleichsam Sinnbild dem weiblichen Wesen, Trabant, nicht selbstleuchtend, vom Licht der Sonne abhängig. Sonnenbekränzt und lebensspendend der Mann, der grammatischen Artikelausweisung entgegen, er ist ‚ein‘ oder auch ‚das‘ Sonnengestirn.
Über die Sonne werden die Jahreszeiten in dialektischer Weise von den Tagesgleichen und Sonnenwenden her erschlossen und durch schriftliche Zeugnisse werden Jahreszeiten wie auch aufmerksamkeitsbestimmte Jahresereignisse festgehalten. Freilich nicht so eindeutig und verlässlich, wie ein bloßer Blick zum Sternenhimmel den größeren Zusammenhang wahrzunehmen vermöchte. Das nächtliche Himmelsrad mit seiner jahreszeitlichen Drehung des Großen Wagen um den Polarstern ist noch kein Ereignis gewesen und als Ereignis festgehalten worden, auch nicht die Verfeinerung der Jahreszeiten durch die Sternbilder des Tierkreises. Ein erstes und eingängiges Zeugnis liefert davon die biblische Joseph-Geschichte. In Gänze dieser beiden Wahrnehmungskreise verhalten sich Himmel und Erde, vom Standort Ägypten her eingefangen, wie ein Ursprungsgedanke von Theorie und Praxis, als offenbare Korrespondenz von Siriusstern und Nilflut. Es wird auf einen Zusammenhang erkannt.
Es hat den Anschein, als sei die Lebensorientierung durch den Sternenhimmel insbesondere in China am stärksten ausgeprägt worden. Der „Polarstern“ (Konfuzius) ist mit dem Kaiser als Sohn des Himmels identifiziert, der die Tätigkeiten und Rituale im Jahreskreis vom richtigen Zeitpunkt her für den rechten Ort wie auch für das angemessene Tun in seiner Eigenschaft als Himmelssohn bestimmt. Das Tao als der Weg des Himmels (Laotse) ist gedankliches Gemeingut geworden, nämlich dass der Mensch gehalten ist, im Einklang mit der Natur zu leben und dass er die Verpflichtungen aus den jahreszeitlichen Aufmerksamkeitspunkten einzuhalten hat. Animistisches Naturerleben erleichtert den gefühlten Einklang, es steht aber auch intelligenten Überlistungen der Natur entgegen. Es kommt durch diese Lebensweise die Stellung des Menschen in seiner Orientierung an der objektiven Wirklichkeit zum Ausdruck. Es passt zu dieser Einstellung, die den Einklang mit der Natur als Lebensgut weiß, jene tief verwurzelte Ablehnung, die eine Abfuhr der Technik erteilt hat, die den Menschen sich selbst entfremde und ihn vom Weg der Natur abbringe. Das statarische Moment der chinesischen Geschichte erklärt sich daraus: Neuerungen wehrend, auch dem kalkulierten Risiko abhold, durch Versuch und Irrtum einen Weg aufzufinden, eben um nicht Unerprobtem ausgeliefert zu sein. Dergestalt anzumerken: Ohne Risiko keine Chance! So wahr das ist, ist nicht minder wahr: Technische Chancen, die gegen den Weg der Natur umgesetzt werden, können letztendlich den Menschen in der Lebenswürde bis hin zu mörderischen Auswüchsen schlimm mitspielen. Auch das lehrt die chinesische Erfahrung in der neuerlichen Umbruch- und Anschlusszeit. Mehr noch: Die Missachtung der Natur, sie hat sich zu einer globalen Dimension gesteigert und hat weltweit einer schicksalhaften Selbstschädigung der Menschheitsfamilie in die Arme gearbeitet.
Platon ist im Hinblick auf die Himmelsgestirne die Erfassung und Konfiguration der einander korrespondierenden Tageshälften für den intelligenten Zugriff nicht gelungen. Einfacher: Platon hat durchaus den Taghimmel mit dem Sonnengestirn und den Nachthimmel mit den Sternenheer unterschieden, diese Wirklichkeit auf Jahreszeiten, jedoch jene nur vage als Jahreskalendarium erkannt (Mondkalender), nicht mehr zu reden von der südlichen Erdhälfte und vom südlichen Sternenhimmel. Noch weniger hat er die Rationalität als eine veränderliche Größe gewusst, die in mechanistischer Anwendung zum lebensfeindlichen Korsett wird. Empirisch unbelehrbar, dem Satz entgegen: Alles fließt. Platon vermeint in der mathematischen Rationalität das Unwandelbare zu erkennen, dem Angleichung und Unterordnung zu gelten habe. Er erkennt noch nicht auf die Veränderlichkeit der Axiomatik, die den Satz des Pythagoras im erweiterten Ganzen mit neuer Denkmitte entthront und einordnet. Ein Thron mit Wanderpokal für das, was neue Denkmitte heißt. Wie sollte Platon vom Erkenntnisstand her die Dinge auch anders wissen, welche bewusstseinsweitende Wahrheiten der Nachthimmel als sogenannter „Sitz der Götter“ ihm entwicklungsbedingt vom Wissensstand her noch unkenntlich und verborgen hielt, späterhin die Neueinordnungen der Erdenwelt, die des Sonnensystems, immer wieder den Mittelpunkt des Ganzen entthronend, nun beim Urknall angelangt sind, alles im Fluss und noch kein Ende in Sicht.
Allein der rationale (göttliche) Verstand gewährt Wahrheit den sinnlichen Entsprechungsgrößen, nicht umgekehrt. So Platons Doktrin. Auch hat er mit der Idee des Guten – identifiziert mit der Sonne – einer Schieflage Vorschub geleistet und eine monotheistische Übergriffigkeit der maskulinen Dominanz begünstigt beziehungsweise graduell festgeschrieben. Was die antike Entdeckerfreude angeht, hat die mathematische Rechenkunst nicht ihr instrumentelles Wesen in der Landwirtschaft, ausgerichtet am Naturkreislauf, gehabt, sondern am Wächterstaat (Kriegerstaat) der bloßen Selbstbehauptung. Rom ist der lachende Erbe dieses Vorteilsdenkens geworden. Die schöne Kunst ist Spielwiese der Griechen gewesen und die Idee des Guten hat inspirierend im antiken Theater stattgefunden. Sie hat staatsintern den kathartischen Subjektkult der herrschenden Oberschicht zu einer Höchstform des Tragischen und Komödischen zelebriert. Es kommt hier die Stellung des Menschen bezüglich des subjektiven Vermögens zur Besonnenheit durch unbedingtes Selbstverhalten in der Welt zum Ausdruck.
Die Rückbindung, die am Sonnenwesen den Gottesgedanken erfasst und verherrlicht hat, hat auch zu einem schiefen Gottesverständnis geführt. Platon hat in der Einseitigkeit durchaus schlüssig gedacht, eben einseitig, nur hälftig. Er hat eine schiefe Idee exponiert, der das Gegenstück, das Komplement, die andere Hälfte fehlt, um überhaupt die Wahrheit eines Allganzen in Wahrheit zum Vorschein kommen lassen zu können, substanziell wirklich wie auch vernünftig und nicht als Fabuliertes. Der Denkfehler, der Platon unterläuft, besteht darin, damit gehen wir auf den Anfang des Höhlenlebens zurück, dass er die vorgängige Finsternis nicht wesentlich und gleichwertig berücksichtigt, ohne die das Licht als Gegenpol ebenso ein Nichts wäre. Licht und Finsternis sind auf sich verweisende Extreme, sind der Inbegriff der Idee, bedingen sich gegenseitig wie rechts und links, ist das eine nicht, so auch das andere nicht, sie sind nur zusammenhängend existent, wodurch der Nacht die Grautöne und dem Tag die Farbtöne durch die jeweiligen Gestirne geschenkt beziehungsweise zugeteilt werden. Hier die Sonne als Tagesgott, dort der Mond als Nachtgöttin. Von einem Weltbewusstsein der gleichen Augenhöhe, der Gleichberechtigung von Mann und Frau kann nicht die Rede sein. Es gibt noch kein Denken der Hemisphären für den Erdkörper wie für den Sternenhimmel. Das männliche Gottesbild Einäugiger dominiert (atomistisch, monadisch, individualistisch) und Platons Idee des Guten hat das Gottesdenken nicht abgelöst, sondern es über den egozentrischen Philosophenkönig zur Gottgläubigkeit unterfüttert und gesteigert.
Wir sehen heute ein wenig klarer. Es geht darum, den nicht hinterfragbaren Gott wieder in die Konkurrenz zu anderen Gottesbildern zu setzen. Die Chiffre Gott ist zuallererst ein Platzhalter. Wer oder was ist gemeint? Worauf soll das Wort wesentlich hinweisen und hindeuten? Jüdisch-griechisch-römisch heißt das, es ist auf drei Elemente zu erkennen, die auf einen geschichtlichen Zusammenhang verweisen. Den Schöpfergott, der doch nicht so vollkommen sein Schöpfungswerk hervorgebracht hat und sich nach der Sintflut neu erfinden muss. Er findet für die Verbesserungsnotwendigkeit in anderer Gestalt den demiurgischen Nacharbeiter, der sich durch Weltwunder und künstlerische Werke in der Menschenwelt bezeugt, allerdings eine Menschenwelt, die noch nicht recht gefügt ist. Völker, noch nomadisch heimgesucht, suchen kriegerisch zu überleben, blühende Stadtkulturen ziehen an und stoßen ab, unsicher und schicksalhaft hehre Planungen, Gründungen und Festigungen der Lebenswelten. Es geht um eine geordnete und sesshafte Welt, nicht nur um einen bloßen Anspruch darauf, sondern um eine stabile Welt: verbürgt, strafbewehrt. Dafür steht Jupiter mit römischem Beispiel, nicht nur mythologisch, sondern auch geschichtlich. Damals wie heute fordern die drei Gottheiten uns heraus, sei es hinsichtlich der produktiven Schöpferkraft und Entfaltung wie auch der menschengerechten Nachbesserung und Justierung und insonderheit als weltweites Gebot einer ordnenden Kraft, die einer lebensfreundlichen Weltordnung in den Zusammenhängen vernünftig vorsteht.
So Platons Idee des Guten in anderer Gestalt von Reflexion, der unmittelbaren Fixierung enthoben, „göttlich“ nun von der Sache der Erfahrung her inspiriert und theologisch zum Nachvollzug mediterraner Geschichtlichkeit aufgegeben, bevor vom liebenden Gott christlicher Provenienz geredet werden kann, der dergestalt als ein Anderer von den vorgängigen Bedingungen her verstanden werden muss, um personale Bestimmungsgröße des Subjektdenkens werden zu können. Der objektive Gegenpol, der das Denken der Idee der Ideen befreit, ergibt sich als ein aufgefundener Kontrapunkt, der nun in die abendländische Horizonterweiterung gegen entwicklungsbedingte Selbsteinschließung führt. (a) Das hinduistische Trimurti, die impersonalen Naturkräfte in dreigestaltiger Entität von Brahma, Vishnu und Shiva, als Widerfahrnis der Notwendigkeit nach, von Entstehen und Vergehen und Wiederkehrendem zugleich, schärfer: durch Wucherndes und Zerstörerisches und Erneuerndes ineins (b) kontrastiert den christlichen Trinitätsgedanken, den freiheitlichen Gott der Menschen in drei Personen, je für sich wie auch als Einheit ineins: Vater, Sohn und Geist, uns Heutigen verständlicher, als generative Vertikale, als kollektive Horizontale und als das mental bzw. geistig Intersubjektive, (c) beide Dreiheiten, das göttlich Unterwerfende der Notwendigkeit nach als verwesentlichtes Naturschicksal und das göttlich Eingreifende der Freiheit nach als aufgebotene Menschenliebe gehen im begrifflichen Denken der ideellen Triplizität von Vernunft, Natur und Geist durch aufgebotene Ich-Kompetenz der drei Wissenschaftsmächte zum universell herausgeforderten Wissenkönnen für orientiertes und besonnenes Handeln in der Welt zusammen. So der vorletzte Horizont absoluten Denkens: Vernunft als Aufgebot ihrer selbst im dreigestaltigen Lösungsdenken, sei es spezifisch je für sich oder absolut in einem: objektiv – Problem: Rationalität der Sache, kasuell aufgegeben, subjektiv – Konflikt: Ausgleich der Interessen, reflexiv aufgegeben, ideell – Dilemma: Vorbeugung der Ausweglosigkeit, konstruktiv aufgegeben.
Wie Platon der Polarstern fehlt, so fehlt Konfuzius die Sonne als Herrscherin. Sie hat im „Land der aufgehenden Sonne“ ihre Residenz genommen, dort kurzweilig unumstritten als Sonnenkönigin geherrscht, dann ihren kaiserlichen Nachkommen das Amt der Einhaltung des himmlischen Wegs – shen-tao = shinto (!) – in die Hände der männlichen Linie gelegt. Ob Platon oder Konfuzius, beide stehen, schematisch gesehen, in der Einseitigkeit, die jeweils – im Bild unbemerkt – das Kreisdenken ist, ein geschlossener Umriss, eine umgrenzende Linie, vom Mittelpunkt her bestimmt. Das Yin-Yang-Modell teilt das Wechselgeschehen innerhalb des Kreises durch Schlangenlinie ein. Wechselwirkungskräfte, die dadurch vorgestellt und eingefasst sind: Himmel und Erde, Männliches und Weibliches, Entstehendes und Vergehendes. Was der Mittelpunkt ist, hat keine Sichtbarkeit, müsste neu von der Fläche her, für den Inkreis gesetzt werden. Auch hat das Denken jener Zeit noch nicht dem formellen Erfassen die jeweiligen Inhalte, Aussagen über Natur und Mensch, gegeneinander gestellt und sie je für sich mit den zwei Brennpunkten, zu einem Dritten erhoben, zur Einheit des Denkens der beiden aufeinander zu beziehenden Wirklichkeitsbereiche, aufgehoben in einem, hervorgebracht. Es wäre die hervorgebrachte Welt der reinen Gedanken, abstrahiert aus den beiden Bereichen zwecks ganzheitlicher Übereinstimmungsfindung. Einesteils inhärent und bezüglich: Erdpolarität und Himmelspolarität, andernteils zweigeteilt und frei: Gattungspolarität des Physischen und Geniuspolarität des Intelligiblen.
„Wenn zwei Dinge einem Dritten gleich sind, sind sie unter sich gleich.“ So Hegel. Natur und Mensch, vom Logos her einander gleich und allseitig bedingend, zur sich spiegelnden Wirklichkeit dieser Teile, durch und für das fortschreitende Ganze gedacht und gehandelt – der „Gott“ der Philosophen heute: Aufgegebene Vernunftwirklichkeit der Lebenswelt überhaupt (global) als gelebte Lebensgestalt der Synthesis aus dem Rohstoff der Natur und der Formkraft des Menschen, einem anthropozänen Befall der Natur wie einem Tierreich des Geistes entgegen! Es geht nicht um ein Make-up-Bad: Immer dasselbe, nur anders. Es geht um das gelebte Wort, auf Verbesserung der Welt der Natur und des Menschen hinaus. Gegen jene, denen es gut geht, die darum keinen Anlass sehen, sich bewegen zu sollen, keine Notwendigkeit für das Ausbalancieren prinzipiell sehen, weil für sie doch schon alles gut läuft, sei hervorgekehrt: Das Bessere ist des Guten Feind, insbesondere wenn dieses Gute für andere böse wird und an Stelle der Umkehrbarkeit von Selbstbetroffenheit windige Doppelmoral aufkommt und den reinen Schein wahren soll, der Anfechtbarkeit und einem Aderlass entgegen! So schön gute Statements sind, entscheidend ist das Denken, und zwar das Denken, das auf Verwirklichung geht: Was zeigt die Analyse der Notwendigkeit in der Sache und in ihren Möglichkeiten der Optimierung auf? Wie spielen die Interessen der Beteiligten für eine freie Willensentscheidung in fairer Teilhabe hinein? Welcher Weg wird zwecks Realisierung des Vorhabens im aufgebotenen Mitteleinsatz eingeschlagen und zielbestimmt ausgewiesen und umgesetzt?
Viele gute Einsichten sind das eine, doch fragt sich, gibt es auch die sokratische Hebammenkunst dafür, wirkmächtig genug, das Herz und den Verstand der Menschen vor Ort, sie alle in weltöffentlicher Breite für die Aufschließung des Bewusstseins zu erreichen und für den nächsten wichtigen Folgeschritt eines sich formierenden Willens der Einen Welt aller zu befreien, bevor zu guter Letzt der Weg zum Ziel erkundet und vorbereitet wird, um schlussendlich die neu ausgelegte Bewusstseinsgestalt der Vernunft zu befreien und mittelbewusst und zweckmäßig ins Werk zu setzen! Es gibt auf diese Gretchenfrage eine hoffnungsvolle Antwort, die Mut macht.