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WELTVERNUNFT

Wir leben vom globalen Geschehen her in einer Zeit des Umbruchs und der globalen Herausforderung. Ideengeschichtlich ist festzustellen, dass der Kommunismus, erdenweit ausgerufen, gescheitert ist, auf eine innerstaatliche Rumpfgröße des Kommunitarismus geschrumpft ist. Auch die Komplementärgröße, der „Sozialismus in einem Lande“, ist untergegangen, ist als internationale Kampfgemeinschaft gegen den Kapitalismus gescheitert und innerstaatlich auf Bandbreite von Sozialpolitik, je nach Verfassungslage, zurückgesetzt worden.

 

Liberalismus und Kapitalismus haben obsiegt, was die Momente der individuellen Eigentumsausstattung wie auch Verfügungsgewalt darüber und der unternehmerischen Initiativkraft in Bezug auf die Organisation der Produktionsfaktoren angeht. Beide Größen haben tatsächliche Ausbreitungsmacht erdenweit in Gang gesetzt und stehen vor den Umschlag der Nebenfolgen in Hauptprobleme, was die extremhaft vorangetriebene Individualisierung und eindimensionale Staatenbildung betrifft. Die politische Oberfläche der Welt, sie ist als anarchische und disparate Staatenwirklichkeit des verselbständigten Souveränitätsprinzips erkennbar und im Umgang mit der Natur das Kernproblem der Handlungsfähigkeit in der globalen Welt geworden.

 

Der Staatengemeinschaft der Welt, versammelt in den Vereinten Nationen, fehlt die konstitutionelle Einheit in der Vielfalt zu einer souveränen Handlungsmächtigkeit, um auf Probleme, Konflikte und Dilemmata nach ihrer Zuständigkeit durchsetzungskräftig zu reagieren wie auch antizipierungsweise zu agieren. Es ließe sich zur gegenwärtigen Weltlage sagen, dass wir in einer kopflosen Welt leben, die sich mit informellen Formaten behilft, aber letztlich immer wieder auf durchschlagende Selbstinteressen der Staaten zurückfällt.

 

Was Rationalität heißen könnte, ist ein buntgeflickter Teppich von staatlich unterschiedlichen Existenzen und Machtpotenzen. Die vergleichenden Aufschlüsselungen von statistischen Daten präsentieren abstraktes Zahlenwerk, für Lesart offen und als Steinbruch einer jeweils eigenen Sache dienstbar. Das an Daten Zusammengeführte dient nicht den Erfassten und Aufgeführten zur Verständigung, Meisterung und Beherrschung gemeinschaftlicher Handlungsmächtigkeit, sondern ist zur taktischen und auch strategischen Selbstbedienung freigegeben. Es komme nur, so vermeinen nicht wenige, auf Eigeninitiative und Dispositionsvermögen an, auf Systemsubstanz und Erfolgs- und Karrierechancen.

 

Hegel hat keinen handlungsfähigen Begriff der „Weltvernunft“ überliefert. Er hätte von seinem Standortbewusstsein her eher von einer Spinnerei gesprochen, von einer Wunschphantasie ohne reellen Gehalt, scheinbar selbstwidersprüchlich. So spricht er zwar davon, dass die Vernunft die Welt regiere. Auch wies er ihr sogar wie Kant den Richterstuhl zu. Jedoch es ist das, was im Nachhinein immer besser gewusst wird und dann die Stimmigkeit nicht nur behaupten, sondern auch beweisen oder folgerichtig ableiten kann. Jedoch im Nachhinein hilft nicht weiter für das, was im Voraus zu wissen begehrt wird. Hegels Behelf aus dieser Verlegenheit herauszufinden ist der wehende Weltgeist der Staatenwelt, der in der Weltgeschichte das Weltgericht abhalten wird.

 

Als Deutsche haben wir, vom Weltpublikum begleitet, die geschichtliche Erfahrung gemacht, dass das Kriegstribunal über das nationalsozialistische Deutschland gekommen ist und Urteile eines neu praktizierten Weltrechts gesprochen hat. Im Fortgang der geschichtlichen Dinge angesichts ungleich verteilter Macht gibt es jedoch keine stringente Anwendung mehr auf Kriegsverbrechen, der Justitia gemäß. Es rutscht mal die Augenbinde oder es fehlt ihr das Schwert. Verbündete sehen weg oder legen sich mit Mächtigeren erst gar nicht an.

 

Hegels Rechtsphilosophie, geschichtsphilosophisch untermauert, trägt über den Weltgeist der offensichtlichen Ohnmacht dieser und Selbstherrlichkeit jener Rechnung, sei es, dass Machtverhältnisse mit Verzögerung einbrechen und kippen oder dass Lug und Trug nicht sofort, sondern verspätet auffliegt. Diese unbestimmte Aussicht überzeugt nicht, dass nichts so fein gesponnen sein soll, dass es dem Licht der Sonne beziehungsweise dem Geist der Welt, vom Gerechtigkeitsverlangen in Gang gesetzt, entkommen könnte. Auch dem erschlafften Geist können schlimme Dinge entgehen.

 

Die Wirklichkeit der Vernunft, sie findet der ergriffenen Möglichkeit nach im selbstverfassten Staat statt, durch Gewaltenteilung gesichert, ausgeführt und kontrolliert. nicht im unberechenbaren, unbelehrbaren und zerbrechlichen Weltgefüge, undurchschaut, verwirrend, übersichtslos. In heutiger Sprache die Welt: zu komplex, differenziert und zersplittert, nicht zuletzt überbordend, die Fassungskraft sprengend, übersteigend. Die freigesetzte Globalisierung und Weltvernetzung überfordert, solchem Flohzirkus noch vorstehen zu können.

 

In der Tat, dergestalt ist dem überkommenen staatlichen Handeln nur noch die Sichtfahrerei geboten. Intransparenz, Unberechenbarkeit und Unübersichtlichkeit, nicht zuletzt die Vielzahl von Risiken lassen spekulative Vorhersehbarkeit scheitern. Antizipationen in dieser Weltlage brächten es nicht über die Milchmädchenrechnung hinaus. Platon hat den Ausweg wesentlich in der wehrhaften Polis für den Selbststand gesehen.

 

Die Weltlage heute ist neu. Was die Vernunft für das Staatsleben lebenswert zu regeln vermag, das deutet sich heute auch für die Welt an, die für uns alle ineins mit dem Blauen Planeten zum geschlossenen System geworden ist. Und es gibt drei unerbittliche Herausforderungen, die zugleich der Lösungsschlüssel für die Inthronisierung der Weltvernunft sind.

 

Der Kerngedanke geht von Platon aus, dessen Gerechtigkeitsgedanke nicht sonderlich zu überzeugen vermochte, sondern eher wie ein Spezifikum seines Modelldenkens schien. Gerechtigkeit im überkommenen Verständnis des Denkens heute ist vom Individuum her bestimmt, dem im Rechtsfall zivilrechtlich, strafrechtlich oder staatsrechtlich die angerufene Gerechtigkeit zum Kriterium der Fallbeurteilung wird. Platon denkt die Gerechtigkeit vom Ganzen und nicht von den Einzelnen, von den Individuen her, nimmt eine Einteilung und darin enthaltene Stufung vor, klassifiziert Menschengruppen. Es wäre insofern nicht falsch zu sagen, dass das strukturelle Ganze diktiert, was Gerechtigkeit in der Einteilung und Stufung inhaltlich ist.

 

Dass den Menschen von einem Unbegriffenen diktiert wird, sei es ein unbegreifbarer Gott oder eine utopische Idee, stößt auf, lässt skeptisch blicken. Leben verlangt danach, sich frei entwickeln, wählen und entscheiden zu können, was denn schön und gut und wahr für einen selber ist. Platon hat einen wichtigen Schritt weiter gedacht, nämlich vom Selbst der Menschengruppe her, von der Ermöglichung des schönen und guten Zusammenlebens im generativen Prozess für alle, eine Lebensweise, die es über das zu verwirklichende Modell der Polis neu hervorzubringen galt.

 

Gedanklich sind wir noch nicht mit Hegel und seinem Staatsdenken über Platon und seine zerstrittene Welt der Stadtstaaten hinaus, um vom europäischen Staatennest aus mit der anhebenden Geschichte der Industrialisierung wie auch von der Kolonialisierung der außereuropäischen Welt her schon von einer tatsächlichen Weltvernunft sprechen zu können. Ein bloßer Wechselprozess von sich ausweitender Herrschaftspolitik und sich steigernder Wirtschafskraft hat die Reichweite europäi-scher Machtzentren über sich hinausgetrieben. Weder der europäischen noch der globalen Staatenwelt heute hat eine übergreifende Vernunft vorgestanden.

 

Aus heutiger Sicht jedoch ist ein Neues hinzugekommen. Es hat die Erde selbst den Produktionsmaschinerien in der Welt Grenzen gesteckt, es hat Haushaltung einen neuen Sinn bekommen und es muss die Natur des Blauen Planeten überhaupt als wesentlicher Faktor für das Denken der natürlichen Lebensbedingungen hinzugenommen werden. Es geht um eine Natur, die Umgangsregeln mit ihr in Bezug auf Ressourcen, Eingriffe und Pfleglichkeit abfordert. Ein Ausgriff nach den Sternen ist Wunschdenken. Vorläufig müssen wir in den Grenzen unserer Erde leben und nach den Gesetzen leben, die das Schöpfungswerk bestehen und die Menschen leben lassen.

 

Kulturgeschichtlich kennen wir die „göttlichen“ Gebotstafeln für das Menschenvolk. Sie haben dem Menschenvolk Verhaltensweisen für ein gelingendes Zusammenleben auferlegt, um von den blinden und gemeingefährlichen Reflexen loszukommen und ein vom Bewusstsein gesteuertes Leben besser führen zu können. Es geht um Begierden, Leidenschaften, Eitelkeiten, um Spielregeln für das Zwischenmenschliche in kollektiver Dynamik, um Einhegung, Befriedung und Kultivierung der Menschennatur im Generationenprozess.

 

Nicht weniger notwendig und gewichtig ist das geworden, was den Übergang vom Nomadendasein zur Sesshaftigkeit, den Lebensraum und die Hausgötter, das geordnete Reich der Völker und ihre Oberherrschaft angeht. Andere Länder, andere Sitten, andere lokale Erschlossenheit, herrschaftlich unterworfen, tributpflichtig, verortet, auf Selbstgenügsamkeit gebracht, andere anerkannte Länder ebenso zu respektieren, zur unmittelbaren Gefahrenabwehr berechtigt, vorrangig aber Oberherrschaft zu stützen, durch Ergebenheit und reibungsloses Funktionieren in der übergreifenden Befriedungsordnung, die sie ist kraft Herrschaftsgewalt.

 

Drei Komplexe sind sichtbar geworden, sie liefern ein Vorverständnis für das, was die Weltvernunft für Erde – Welt – Menschheit umtreiben wird, für das, wofür Weltvernunft bislang ohne ein Zusammenspiel von faktoriellen Autoritäten auf Gedeih und Verderb gewesen ist, die apokalyptischen Reitern eines herausgeforderten Schicksals, ihnen unentrinnbar ausgeliefert, gleichgekommen wären. Dergestalt stellt sich die Frage, wovon heute apokalyptische Gewalt ausgehen kann. Auf welche Weltvernunft sollten sich die Vereinten Nationen, gestützt von welcher Autorität, beziehen und berufen können, um wirkliche Regentschaft auszuüben: Erde – Welt – Menschheit?

 

Die Dreiheit liest sich wie ein missglückter Witz oder als frommes Wunschdenken oder utopische Versponnenheit, denn die abstrakte Größengewinnung und Einteilung sagt ja noch nicht aus, was denn die treibenden Kräfte in der Wechselwirkung sind, die vom weltvernünftigen Denken her nahelegen, auf gegebene Herausforderungen angemessene Antworten zu finden und zu geben. Die vordergründige und nur abspiegelnde Dreiheit erklärt auch, dass Notwendigkeit und Freiheit und Möglichkeit im Sinne eines prinzipiellen Handlungsvermögens auseinanderfallen, insofern es diese unabdingbare Notwendigkeit fürs Handelnmüssen als absolute Autorität gegen Zufall und Willkür nicht gibt. Der Sicherheitsrat gibt ein beredtes Beispiel für diese Verlegenheit ab, ohne Oberherrn zu sein und in der Relativität von Machtverhältnissen sich lahmzulegen, wenn es um sich reibende Interessen geht.

 

Ein weltweiter Umbruch zeichnet sich jedoch ab, der das Prinzipielle für die Weltvernunft als Handlungsbegriff absolut und unverhandelbar hervortreten lässt. Naturwissenschaftliche Ergebnisse spielen einen fortschreitenden Klimawandel ein, der alle betrifft und welcher enormer anzustrengender Gegenmaßnahmen bedarf, Welt und Mensch herausfordert, dem Verhängnis entgegenzutreten, und zwar ursächlich, regulativ, einmütig! Schon hier ist einzuflechten, dass das, was von Naturstörungen für die anderen Teile des Ganzen ausgehen kann, gilt also auch für die inadäquate Verfassung der institutionellen Welt wie auch für das Apartheitsdenken gegen die Gattungsautorität und unteilbare Menschenwürde. Dieser Zusammenhang der drei Autoritätsgrößen ist es, der „regiert“. Und ihn zu ignorieren, das bedeutet, ihm blind und schicksalhaft ausgeliefert zu sein.

 

Es wird um den absoluten Dreiklang des Naturgerechten – Weltgerechten – Gattungsgerechten gehen. Alle drei Größen bedingen einander, fordern für die Lebensbedingungen der Menschheit auf dem Planeten Erde in der hervorgebrachten Welt das ausgewogene Zusammenspiel ein. Umbruch und Aufbruch haben mit den ersten Anzeichen des anhebenden Klimawandels den Anstoß für einen neuen Weltgeist auf den Weg gebracht, der sich weltweit jugendlich zu regen beginnt, schlimmen Auswirkungen von unberechenbaren Kettenreaktionen im Naturgeschehen entgegen.

 

Zugleich geht es um den Gattungsanspruch auf unteilbares Menschenrecht und Gerechtigkeit gegenüber den Lebensrechten der Völker. Wie hier gattungsgerecht den Völkern gegenüber zu verfahren ist, hat das auch Rückwirkungen auf die regulierenden Institutionen der Welt, die vermittelnde Drehscheibe der Verzahnung sind, einem naturgerechten Verhalten in den gegebenen Grenzen des Vermögens Rechnung tragen und sich sortieren und zum Dreiklang konzertieren zu müssen.

 

Von dieser Konstellation her hat der Diskurs der Weltvernunft für die Vereinten Nationen in der Natur einen unerbittlichen und unbestechlichen Treiber und das dreiteilige Ganze muss als Zusammenspiel teilgerecht gelingen und kann schon teilmissraten als Ganzes scheitern. Das gibt der Weltvernunft Autorität und prinzipielle Anleitungsvollmacht, die Dinge der Welt vom Zusammenhang her zu vernünftigen. Doch so einfach ist es nicht. Große Dinge, soll es nicht bei hehren Abstraktionen bleiben, bedürfen der Unterfütterung und für die Umstellung eines anderen Zeitverständnisses in den Adaptionsprozessen, begleitet nun von der kritischen Weltvernunft.

 

Allerdings gibt es Zweifel in die Wissenschaft, in die unbedingte Verlässlichkeit ihrer Aussagen. Und es scheint die verblüffende Selbstzumutung der staatlichen Weltgemeinschaft für sich allein kein Grund zu sein, aus Respekt davor einzustimmen und der einmütigen Geschlossenheit keinen Tort anzutun. Wenn es nicht auf Zynismus hinausliefe, so wäre der subversiven US-Politik in ihrer verstockten Nabelschau ein großer Erfolg in der weiteren klimatischen Selbstschädigung zu wünschen, um sie vom Komplex des „ungläubigen Thomas“ zu heilen. Wie schlimm müssen die Naturereignisse in den Vereinigten Staaten selbst ausfallen, um dadurch belehrt zu sein, nicht weiterhin ein schlechtes Vorbild abzugeben, sondern das, was „naturgerecht“ heißt, ernst zu nehmen und auch eine Führungsrolle einzunehmen.

 

Nun ist das Verhältnis der US-Politik nicht nur zur Natur hin gestört, sondern auch zum Haus der Welt, indem sie ihr Geschäftsmodell der internationalen Aufrüstung wahnhaft betreibt. Sie baut den Komplex der Kriegstechnologie nicht zurück und sinnvoll um, sondern gleicht die Weltbewaffnung dem amerikanischen Wildwest verantwortungslos an. Was Sicherheitspolitik heißt, verhält sich für den Zusammenhang Militär – Diplomatie – Entwicklungshilfe sträflich disproportional und friedensgefährdend. Sie spricht von Sicherheitspolitik und stiehlt sich im Hinblick auf das internationale Subsidiaritätsprinzip vom Acker. US-Politik wedelt mit dem Knüppel und erinnert fatal an den Höhlenausgang, der da dialektisch und resignativ „Schlagen und Heilen“ heißt. Was für ein Kontrast in so kurzer Zeit: Ein teamfähiges Amerika, von dem mit einem schwarzen Präsidenten in der freien Welt ein neuer und versöhnlicher Lebensimpuls für zwischenmenschliche und internationale Beziehungen ausging, dann ein weißer US-Präsident, der mit einer Rolle rückwärts den zwischenmenschlichen Beziehungen und dem internationalen Staatsverhalten weltweit einen selbstsüchtigen, nationalistischen Auftrieb gegeben hat.

 

Und hier besteht die dritte Herausforderung der Weltvernunft, dass Anspruch und Anrecht auf Gattungsgerechtigkeit gegenüber dem vernunftbegabten Menschen eingelöst wird und nicht in ungerechter Wichtigkeit und Wertigkeit der Völker und Menschen untergeht, durch Hilflosigkeit an archaisches Ausgeliefertsein verlorengeht, ein Ausgeliefertsein, das nicht militärpolitisch beherrscht und gemeistert werden kann, sondern zivilgesellschaftliche Schicksalsbekämpfung herausfordert, Traumen, Mentalitäten, Unbeholfenheiten entgegen.

 

Humanitäre und militärische Hilfsmaßnahmen, ein bloßes Genügen darin, gegen große Not mit weltweiten Appellen und operativem Einsatz in äußersten Notfällen bei erlangter Zustimmung, das tritt hinter den neugestellten Aufgaben der Weltvernunft für Natur – Welt – Gattung zurück beziehungsweise fließt darin ein und die erste absolut exponierte Autorität aller in nächster Zeit wird die Natur sein, von der aus die beiden anderen Autoritäten in Anschlag für das Ganze kommen, jedoch mit einem Unterschied, dass die Natur nicht mit sich verhandeln lässt. Sie reagiert nur wie das Echo aus dem Wald.

 

Es ist die institutionelle Welt gehalten, in sich für die Lebensbedingungen das Arrangement von Naturautorität und Gattungsautorität zu vermitteln. Es geht um all die Einsichten aus den wissenschaftlichen Bereichen, die für entsprechende Konsequenzen und Leitlinien in der UN-Versammlung zu diskutieren und in der Staatenwelt politisch zu ergreifen und umzusetzen sind. Was die UN-Versammlung als weltpolitisches Gremium angeht, kann sie nicht von jetzt auf gleich wie bei staatlichen Gesetzesmaßnahmen wirken, jedoch kann sie vorab Empfehlungen und Erwartungen aussprechen und Missachtungen der weltöffentlichen Meinungsbildung zugänglich machen und für die Weltöffentlichkeit bewerten.

 

Was die Unterorganisationen der Vereinten Nationen angeht, so besteht ein Reorganisationsbedarf, diesem Labyrinth mit apokrypher Wirksamkeit entgegen. Im Vergleich mit der OECD, die durch veröffentlichte Untersuchungsergebnisse und Vergleichsbefunde auf Staatsverhalten Einfluss genommen hat und für den politischen Bürger eine Instanz der Sachautorität geworden ist, ist das Wirken der UN ohne Orientierungskraft geblieben, da sie weder absolut zurückgebunden noch durch Sanktionen wirken kann und somit für den guten Willen ohne autoritative Beglaubigung und durchgreifenden Imperativ ist. Die ökologische Problemlage der natürlichen Lebensbedingungen spielt der Weltinstitution die Autorität der Natur in die Hände, die Auswirkungen in negativer Hinsicht von zerrüttender Dysfunktionalität wie auch Anforderungen in positiver Hinsicht des gesetzmäßigen Dreiklangs. Auch ist das natur-wissenschaftliche Interesse in ethischer Verantwortung für die die Lebensbedingungen weltübergreifend groß, angesichts der erschreckenden Anzeichen und drohenden Konsequenzen Politik für Gegenmaßnahmen in die Verantwortung für Ökologie – Ökonomie - Ethnologie zu holen.

 

Was als kritische Weltvernunft beginnt, muss Fortsetzung im Unterbau finden. Die Staatenwelt ist buntscheckig heterogen. Es fehlt der Weltspitze die Zwischenebene der Weltregionen in Bezug auf die Staatenwelt. Ein einmaliger Kraftakt, um den Klimawandel abzuwenden, vermag dem Dreiklang keine Dauer zu geben, sondern fällt nach einer Weile auf potenzierte Wiederkehr des Gleichen zurück. Es muss Umbau und Fortbau der Staatenwelt stattfinden. Die USA enthalten alle Brennpunkte der Herausforderungen auf Austragsebene in sich: Gattungs-Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit, polit-ökonomischer Militarismus und Protektionismus, Missachtung der Natur, die EU spiegelt die Herausforderung wider, ob sie formelle Mitglieder zu einer selbstbewussten Einheit der Wertegemeinschaft auf weltregionaler Ebene umzubilden vermag. Was der EU nicht gelingt, wenn sie in Selbstsucht befangen bleibt und kein Pionierbewusstsein aufbringt, keine Verantwortung als Vorzeigeprojekt übernimmt, wie soll die synergetische Verwirklichung weltregionaler Zusammenschlüsse in der Staatenwelt gelingen? China, ein fürchterlicher Koloss von statarischer Stärke, der roboterhaft vor den Toren der Welt steht, auf Führungsanspruch hinaus, wenig intelligent und auch kontraproduktiv im Umgang mit dem, was ihm vor der Haustür wie ein Glücksfall steht, nicht als Lernmodell für Selbstüberholung und Selbstanreicherung, für neue Weltgewandtheit in Sachen Freiheitlichkeit und Beweglichkeit begreifend. Ein Wechsel der Extreme, vom kapitalistischen Welt-riesen zum digitalen Ordnungsmonster der Welt, hieße für alle, vom Regen in die Traufe zu kommen.

 

Schlussendlich: Rückgang auf den Club auf Rome, der mit Berichten, zuerst von Dennis Meadow und dann von Mesarovic/Pestel, über die Wachstumsgrenzen aufgewartet hat. Letzterer bzw. der zweite Bericht in der modifizierten Form von Problemmeisterung auf ein weltregionales Modell erkennt. Nicht zentralistische Rationierung wie bei einer Kriegswirtschaft hat Karriere gemacht, um mit den vorhandenen Ressourcen nicht im Schicksal von Goldgräberstädten zu enden, sondern jetzt ist Begrenzung der Produktionsmaschinerien angesagt. Es geht um Bekämpfung der Ursachen, die zu sehr den natürlichen Lebensbedingungen Schaden zugefügt haben und zufügen. In Weitergabe der Verantwortung das Entlastungsargument für die Produzenten: Es sind die Konsumenten, die durch ihre Nachfrage die Produktionsmaschinerien anheizen. Mesarovic/Pestel haben an einer dezentralen Überlebensstrategie gebastelt, die auf Zusammenschlüsse von Staaten einer Region und damit auf eine Organisation von Weltregionen der Welt hinausläuft, die selbstverantwortlich Chancen in neuen Grenzen regionalkundig wahrnehmen und vor dem Schicksal einer unwirtlichen beziehungsweise lebensfeindlichen Region bewahren. Dieser Ansatz hat gewissermaßen nicht mehr die Weltvernunft in Verantwortung für das Ganze vertreten, sondern auf höherer Ebene, eben der Weltregionen, auf ein altbekanntes Prinzip gesetzt: Jede Weltregion für sich und keine für alle.

 

Unter dem Gesichtspunkt der kritischen Weltvernunft ergibt sich ein Entwicklungsprozess der Umgestaltung dieser relativen Staatennanarchie unter dem Leitprinzip zu schaffender Weltregionen, sich nach dem Diktat der ökologischen Lebensbedingungen weltregional als Staatengruppe zusammenzuschließen. Es gilt das synergetische Prinzip, und zwar in der Weise, was die Rationalisierung der Vermögenkräfte betrifft, die in der Zersplitterung den Einsatz von Personal und Mitteln unnötig hochgefahren haben. Beispielsweise die Rüstungsindustrien der europäischen Staaten. Das Vermeiden von Vergeudung ist das eine, die Ermöglichung dessen, was den einen allein überfordert, aber vielen zusammen realisierbar ist, wäre die Plus-Größe. Als Beispiel hier die europäische Raumfahrt, welche die einzelstaatliche Finanzierungskraft überforderte. Wesentlicher: Die Nachhaltigkeitsziele der UN aus dem Dämmerschlaf holen und sie konzeptionell der Weltvernunft zuordnen, eingliedern und operationalisieren, beraten und optimieren, debattieren und entscheiden und der Exekution zuführen. Ohne Überforderung.

 

Digitales. Wozu gut? Bedenkenswert: Datenerfassung, Nutzungsmöglichkeiten und weltregionale Vergleiche bedeuten Grundlagengewinnung für die Weltvernunft der Vereinten Nationen und gäben ihr die übergreifende Autorität als Weltorgan und Beurteilungsinstanz, algorithmisch die Macht der Fakten zu gewinnen, Datenmengen zu bewältigen, Komplexität zu durchdringen, Differenzierungen vorzunehmen und gegen weltregionale Alpha-Allüren, misshandelte Naturgebiete oder missachtete Gattungsrechte vorzugehen, das Komplizierte in vielen Sprachen gemeinverständlich in die Weltöffentlichkeit zu geben und politisch auf Einhaltung der Rechtsgrundlagen zu dringen und für die Evaluation des Vollzugs auch die Rückkopplung im Hinblick auf die neue Ausgangslage zu erfahren.

 

Wir beginnen immer im neuen Geiste, seien es die jungen Leute gegen die Waffengesetze vor ihrem Präsidenten oder die Studenten auf den Straßen in Hongkong für lebendige Freiheit oder die protestierenden jungen Leute auf Londons Straßen für demokratische Neubesinnung in verfahrener Situation oder Greta Thunberg im Schulstreik für das zu rettende Klima unserer Welt. Von diesem neuen, weltweit sich ausbreitenden Geist der jungen Leute her gewinnt der Sitz der Weltvernunft die lebendige Wirklichkeit einer durchgreifenden Frequenz in alle Welt hinein: ‚Wir, die Jugendlichen Welt, wir senden nicht nur Signale unserer Aufmerksamkeit, wir sind auch für Botschaften der Weltvernunft auf Empfang!

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