Selbstvergewisserung
für
Standortfindung
durch
Vernunftorientierung
als
Anregung
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Aus dem Kriegsgeschehen heraus reden die Betroffenen anders als diejenigen, die von außen mit anderer Sicht auf das Ganze schauen, nicht zuletzt vom Kontext her, sich selbst positionierend.
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Für direkt Betroffene im Kriegsgeschehen geht es totaliter um das Alles oder Nichts, Sieg oder Niederlage, Freiheit oder Tod, Freund oder Feind, gilt das Recht der Notwehr und der Hilfeschrei in die Herzen und in den Verstand der Staatenwelt
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Die Handlungsebenen der Kriegsszenarien im qualitativen Unterschied und Ausmaß: Leiden sie vom Höhengrad der Betroffenheit her hier an unglaublicher Tollheit und da an übermäßiger Ängstlichkeit, einer reellen Einschätzung wie auch einer beherzten und mitmenschlichen Tapferkeit entgegen?
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Wesentlich in Bezug auf Kriegsgefahr ist die Frage nach dem Ausmaß der Gefährdungsstufe, ob diese der konventionelle Waffenebene verbleibt oder zur atomaren umschlagen kann. Es geht um das Verantwortungsverhältnis: kriegerischer Länderkonflikt oder Weltkrieg.
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Ist überhaupt begriffen worden: ein Atomkrieg als Damoklesschwert, der alle Atommächte in die Verwicklung und in menschheitliche Selbstauslöschung treiben kann, ohne dass gegenwärtig verlässliche Sicherungen gegen Unberechenbarkeit und Zufälligkeit bestehen?
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Der Leichtsinn, medial gestützt, wenn Schwarz-Weiß-Zeichnungen bedrohliche Kriegsstimmungen hochtreiben und einen Selbstläufer auslösen, ist der noch unter Kontrolle zu bringen, hat erst einmal die Dynamik für Parteinahme und Reizmuster eingesetzt?
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Gegenwärtig hat der Verstand schon ausgesetzt, hat die Kriegslogik des Freund-Feind-Musters auf den sichtbaren Krieg eingesetzt. Stante pede wird die Wirtschaftspolitik mit dem kriegerischen Aggressor als Diabolo zum Übel erklärt, was vor der erweiterten Kriegsgefahr und dem unsichtbaren Krieg noch in vielen Malen umgekehrt erklärt worden ist. So schnell kann es gehen, eindimensional das Entgegengesetzte nun zu fordern, der Abhängigkeit vom Aggressor entgegen, ihm nun nicht auch noch die Kriegsfinanzierung zu leisten! De facto richtig, analytisch für Schlussfolgerungen falsch.
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Ein Aufschrei ginge durchs deutsche Land, würde jemand erklären, eigentlich wären diese außenwirtschaftlichen Engagements nicht genügend ausgebaut worden, sondern auch noch durch Sanktionen ohne Ende geschwächt worden. Nicht von der Hand zu weisen. Nochmals wieder ein Aufschrei, der freilich nicht für rationale Analysestärke oder für einen hellen Kopf über die Nasenspitze hinaus spricht, wohl für einen Sichtfahrer, der vom Ausguck aus direkt die auftauchende Gefahr sieht.
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Nicht gesehen wird das primär pure Begehrlichkeitsdenken, das Interesse an außergewöhnlichem Geschäftserfolg, was die Wirtschaftspolitik nicht darauf hat achten lassen, was in der globalen Handelspolitik auch die leichtsinnige Einseitigkeit von Lieferketten beschert hat, die nun korrigiert werden müssen, um solche fatalen Abhängigkeiten nicht mehr zuzulassen.
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Ja, die einseitigen Abhängigkeiten sind das Problem, nicht dass es diversifizierte Wirtschaftspolitik gibt, auch weltweit geben muss, aber nicht so, wie sie betrieben wird, sondern interdependent, von der Gewichtigkeit für Wechselseitigkeit in den Abhängigkeiten bestimmt, um eine Anfälligkeit für Missbrauch zu verhindern.
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Das Ausmaß der gegenwärtigen Wirtschaftssanktionen zeigt jetzt den Mangel an ausgebauten Wirtschaftsbeziehungen in dem kriegsführenden Land an, von wechselseitigen Abhängigkeiten bestimmt, um schon durch ihren kurzweiligen Ausfall in ihrer gewichtigen Bedeutung Effekte aus ebenso empfindlicher Abhängigkeit der anderen Seite zu ziehen und den Kriegsführer zum Einlenken zu bewegen, einer Herausforderung der Weltgemeinschaft selbst zur Sanktionenverhängung entgegen. Sprichwörtlich: Mit Kanonen auf …
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Mentalisierungen sind ambivalent, haben jeweils eine positive und negative Seite. Wer denkt beim Begriff der Unabhängigkeit, höchstes Gut im Staatsleben, dass das so nicht stimmen kann? Solche Robinsonade ist lebensfremd. Menschen sind aufeinander verwiesen, kein staatliches Gemeinwesen vermag Autarkie zu leben. Es kommt auf Interdependenz in den Abhängigkeiten vor dem Richterstuhl der Vernunft an, nicht auf abstrakte Unabhängigkeit!
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Zur Beweisführung kann Putins gemeingefährlicher Krieg selbst herangezogen werden, der Unabhängigkeit vor und von der Weltgemeinschaft demonstriert, da er mit apokalyptischen Atomschlägen drohen und bis hin zum Bumerang auch für sich selbst damit pokern kann. Verständlich die Hinnahme und das Ernstnehmen des eigenwilligen Affronts in der Doppeldeutigkeit und Unberechenbarkeit, eben dass schon die Andeutung des Aberwitzes für einen Opferpreis des geringeren Übels annehmbar scheint, um die Nähe zum Schritt in die Katastrophe ab-zuwenden, besser, ehrlicherweise, um diesen Schritt weniger wahrscheinlich zu machen.
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Dass es zu solcher Entscheidungsnot gekommen ist, hat damit zu tun, dass die Weltgemeinschaft der sogenannten Unabhängigkeiten den Vernunftimperativ der Interdependenz nicht vor-geschaltet hat, sich darauf nicht geeinigt hat. Ein ignorantes Verhalten, woran sich auch das Freiheitsdenken in den Lebensverhältnissen eines staatlichen Gemeinwesens wie auch die Staatenwelt im Verhalten zueinander messen lassen muss! Denn es muss um die universelle Vernunft des Weltganzen zu tun sein, welche auch einem bloß relativen Freiheitsdenken in der Menschenwelt der absolute Souverän ist, noch weniger, um Göttern, Machthabern und Eindimensionalen das Feld zu überlassen. Und schon das Leben in der Welt, dieser in der Natur, diese Einschachtelung nimmt die Freiheit des Menschen in Pflicht, den ermittelten und ausgemittelten Gesetzlichkeiten als Vernunftgesetz für austarierte, ausbalancierte, ausgewogene Interdependenz der wechselseitigen Abhängigkeiten voneinander auf Gedeih und Verderb zu folgen! Um diesen Orientierungsimperativ geht es.
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Nun stehen wir im Dilemma nach einer unipolaren Phase einer Weltmacht mit einem wiedererstandenen Rivalen auf Herausforderungskurs. Die Chancen bislang vertan, den atomaren Mächten das Verfügungsrecht über Atomwaffen zu entziehen und das Gewaltmonopol einem übergeordneten Vernunftgremium der menschheitlichen Weltgemeinschaft zu übertragen. Vergossene Milch, darüber zu streiten, von einer Realpolitik her, ob solcher Schritt schon möglich und auch sinnvoll gewesen wäre, über einen Anstoß für solche Weichenstellung und über eine nachhaltige Einwerbung dafür hinaus.
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Die Weltlage gilt es nichtsdestotrotz schon jetzt für das Mögliche wieder im Auge zu haben, sie auf Interdependenz in den Machtstrukturen zu durchmustern und in den politökonomischen Interessen und Wertschätzungen der differenten Weltgesellschaften zu betrachten, wie diese als Selbstinteresse in den Konstellationen für und gegen etwas auf Schieflagen und Korrektionsbedarf einzuschätzen und dem Handeln für Änderung und Hilfestellung vernünftig aufgegeben sind.
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Russland ist mit Putins Krieg nicht vom Himmel gefallen. Bloße Marktphilosophie in der globalen Welt als das wesentliche Orientierungskriterium in einer differenten Staatenwelt kann nicht ohne weltgesellschaftliche Anspruchsgröße wie auch ohne suprastaatlichen Instanzenzug weltregionaler Zusammenschlüsse und ohne hemisphärenorientierte Moderation für die aufgegebene Weltvernunft funktionieren. So ist es reell. Konkurrenz, Ranking und Rivalität leben Eindimensionalität, verunmöglichen der Politik das Denken einer welt-gemeinschaftlichen Regentschaft des guten Willens und einer hilfreichen Gesetzgebung wie auch einer rechtsbasierten Verantwortung, dem Weltganzen freiheitlich und vernünftig in den bestehenden Herausforderungen und weltgestaltenden Antworten sowohl natur- als auch menschengerecht zu entsprechen.
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Es existiert die Weltgemeinschaft, die sich mit der Gründung der Vereinten Nationen ein Forum der Weltwahrnehmung im Wesentlichen nach dem Schrecken zweier Weltkriege für Frieden gegen Krieg, Demokratie gegen Tyrannis und Menschenrecht gegen Unmenschlichkeit gegeben hat, die es dann im Fortgang mit dem drohenden Klimawandel vermocht hat, der Weltgemeinschaft in dieser Entschlossenheit als Staatenwelt Rückhalt zu geben, auf dass die Sorge um den Planeten Erde für die Überlebensbedingungen aller auch greifen kann und durch die übergreifende Verantwortungs- und Aktionsgemeinschaft sich orientiert wissen kann, um allseits je für sich den notwendigen Anteil und Beitrag zu erbringen und dafür einzustehen, all die Anstrengungen und Selbstzumutungen, einem Schicksal und Verhängnis entgegen, auch glücken zu las-sen.
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Was die Weltgemeinschaft in äußerst schwieriger Lage, die Grenzwertigkeit von Leistungsherausforderung und Zusammenspiel der Kräfte vor Augen, auf den gemeinsamen Weg zu bringen und voranzubringen hat, zudem im Handicap von Pandemie und Rückgang von wirtschaftlicher Entfaltungskraft und nicht zuletzt hinsichtlich der notwendigen Transformation in Bedrängnis, auf ausgelegtem Kurs der Klimakatastrophe zuvorzukommen, da reicht ein Outsider mit der atomaren Option und einem konventionellem Kriegsabenteuer schon aus, das Weltganze in eine fürchterliche Bredouille zu bringen und dem zukünftigen Leben auf dem Planeten schon jetzt einen unermesslichen Schaden zuzufügen, von der apokalyptischen Aussicht nicht mehr zu reden. Nein, keine Übertreibung, wer da durchmeditiert, die atomare Zerstörungsgewalt in der Verfügungsgewalt von schwachen Menschlein, den muss das Erschrecken und Grauen vor diesem Unsicherheitsfaktor überkommen. Ja, diese überspielte Selbstüberhebung, nicht mehr abenteuerlich und mutig, sondern gemeingefährlich, sie ist von Kindesbeinen an meditationsbedürftig. Wie die Bibel schildert, von Verführung und Versuchung bedroht, nicht nur als atomare Gewalt, darum, der Vernunfträson folgend, ist der Herrengewalt über Menschen überhaupt die unverantwortbare Machtverfügung zu entziehen und ihr ist ein Tabu aufzuerlegen, jeglicher Bereitschaft zum GAU-Risiko im Umgang mit Katastrophen-, Schicksals- und anderen verhängnisvollen Gewalten entgegen.
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Da stehen wir mit unseren überkommenen Mentalitäten, folgen wie eh und je in der dualistischen Verengung ungeniert dem Pfad der Einschwörung auf Vorwärtsverteidigung gegen das Kriegsmonster, das sich monströs der Welt gegenüber, nicht aber dem eigenen Volk in Wahrheit zeigt und schlussendlich das Unmenschliche nicht mit einem Sieg über-spielen kann. Schon jetzt kann der Verselbstständigte für die große Mehrzahl der Staaten der Weltgemeinschaft als Persona non grata gelten und sich des internationalen Gerichtshofes sicher sein. Den Kriegsgrün-den des Überfalls fehlt jegliche Substanz, was denn nicht auch in Bezug auf berechtigte Schutzinteressen und einen Beistand im Klärungsbedarf auf friedlichem Verhandlungsweg zu einem Übereinkommen hätte führen können, sei es auch unter Inanspruchnahme einer neutralen Schiedsfunktion. Es geht hinsichtlich Russlands staatspolitischer Denkweise auch um eine Erbschaft, unaufgearbeitet erworben, aus der eigenen Geschichte, vorbei an den neuen Weltorientierungen, in der UN niedergelegt, zu spät selbstkritisch aufgewacht, kollabiert, als Trauma-Patient verkannt, in der Selbstüberlassung als frei erklärt, selbsttherapeutisch im Abseits auf die eigene geschichtliche Selbstanschauung des Überlieferten für Selbstorientierung zurückgeworfen. Mit vaterländischem Sieg über einen bösen Feind blind für Selbstkritik, für das, was der blinde Fleck an Selbstverfehlungen übersehen lässt. Beide Weltmächte, vom Systemwettbewerb überlagert, können sich nicht vom blinden Fleck, der Selbstverfehlungen übersehen lässt, freisprechen, dem besseren Selbst an Einsichten, Vorsätzen und Absichten aus geschichtlichen Anläufen für individuelle Lebenserfüllung aller, frei und einander gleich und gerecht wie auch für ein befriedetes Zusammenleben nach innen und außen reell, rational und vernünftig entsprochen zu haben. In Kurzfassung: Hehrer Anspruch, viel Luft und noch mehr Verdrängung, was den Anspruch auf die Wirklichkeit der helleren Seite angeht.
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Es hat für die kollabierte Weltmacht, ohne der Welt aus dem Zusammenbruch heraus kriegerische Nachwehen zu bescheren, sich friedlich vorerst mit dieser traumatischen Erfahrung wieder zurechtgefunden. Ein wirklicher Lebensimpuls gegen das Trauma ist vom Westen für Russland ausgeblieben, auf dass es sich als Verlierer in der Welt noch anerkannt und wertgeschätzt wissen konnte. Die USA haben geschlafen, durch Mildtätigkeit und großmütige Hilfe den Unterlegenen gedemütigt und sind im Übrigen ihrer überkommenen Interessenwahrnehmung in moralischer Anbindung verblieben, auf fortschreitende Weltarrondierung hinaus, aus dieser Brillensicht die Ausschläge Russlands nicht als Reaktionen eines gestörten und sich entladenen Selbstbewusstseins begreifend, an der Führungsspitze sicht-bar, sich mit dem, was als das Erfolgsreichste verblieben ist, sich zurückkämpfen zu wollen. CHN hat mit seiner Aufwärtsentwicklung und dem sagenhaften Seidenstraßenprojekt auch seinen internationalen Ehrgeiz mit Leitungsstolz befriedigen können, auch diese phantasiebelebende Verbindung zu Europa zu haben, von den rüden Versuchen seiner kriegsbereiten Bedränger aus dem zeitgeschichtlichen Erfahrungsfeld nicht vergeltungsbereit angefasst, aber durchaus solcherart Wiederholbarkeit entgegen. US-Amerika, nicht angeregt, nicht von einem eurasischen Anschlussbemühen gereizt, auch nicht vom Alaska-Kauf her inspiriert, die Panamerika mit einer transsibirischen Route nach Europa zu verbinden, in Weiterung von Gibraltar gar bis nach Johannesburg. Nicht einmal ein interkontinentales Bewusstsein solcher Weltverbindung als phantasiebeflügelnde Traumstraße, was durch solches Projekt auch Russland in die Weltbedeutung und in den Fokus – dem Geist der Entdeckung der Nord-West-Passage vergleichbar – geholt und an Einbindung in die Weltgemeinschaft geschafft hätte, allen krummen Gedanken abhold, die den Verlierer doch entstanden sind, auf sich selbst zurückgeworfen, auf die eigene noch unaufgeklärte Geschichte, die mit dem Verlierer-Bewusstsein nicht aufgesucht wird, um in den nicht aufgearbeiteten Wunden zu wühlen, sondern sich am falschen Stolz der Machtbehauptung und Machterweiterung nährt und aufbaut und diesen Geist der Selbstvergegenständlichung trotzig und selbstüberzeugt der fortgeschrittenen Weltgemeinschaft auf gefährliche Weise entgegenstellt und diese zuhöchst unberechenbar bis in die Katastrophe hinein bedrohen kann.
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Und dann ein US-Amerika, das sich nicht kreativ hat anregen lassen, stattdessen dem Seidenstraßenerfolg Chinas teils hilflos, teils bekrittelnd und zunehmend von der Erfolgsmächtigkeit her negativ gegenübersteht, ja, diese interkontinentale Brückenbildung in die Gefahrenecke stellt. CHN zeigt sich geschäftstüchtig, die USA leiden an der Überdehnung und Unterhaltung ihrer weltweiten militärischen Präsenz, kostenverursachend. Der Rüstungs-sektor ohne Krieg schwächelt dahin. Erfindung der 2%-Marke, um den Kostendruck durch Zurüstungsbedarf zu lindern. Kein Nachdenken darüber, wie denn Chinas geschäftstüchtige Wirtschaftserfolge nicht zwangsläufig zu einseitigen Abhängigkeiten führen müssen, statt-dessen Abwehr überhaupt, das Kappen solcher Beziehungen mit dem Spaltungsargument, was ja de facto mit indirekten Auswirkungen nicht falsch ist, dass aber in der geforderten Konsequenz das Kind mit dem Bade ausgießt. Nämlich: Kein Interdependenz-, sondern das herkömmliche Selfish-Denken findet statt. Huawei: spionageverdächtig. Da wird was dran sein, aber die deutsche Kanzlerin abgehört zu haben, was man unter Freunden nicht tut, macht die USA für eine Geschäftsalternative nicht empfehlenswerter, vertrauenswürdiger.
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Mit Blick auf Russland und Putin: Wie konnte solche Unterschätzung der Supermacht-Rolle überhaupt den geopolitischen Strategen passieren? Hinweishaft: Es geht um Reverenz für den Superlativ, um Mittelpunkt- und Randfiguren, um Lichterglanz und Dabeisein, um Bedeutungsverlust und Schattendasein. Die Unterschätzung des Verlierers im Wettbewerb der Systeme kann als mentale Schwäche und vermeintliche Rückständigkeit durch so Wahrnehmende gewertet werden, die einer Oberflächlichkeit von Kick-Erleben erliegen, ohne Blick dafür, dass da schon ganz geringfügige Unterschiede krasse Diskrepanzen in der Wahrnehmung von Wertschätzung und Wertigkeit zur Folge haben wie die olympische Stufung Gold, Silber, Bronze am Bekanntheitsgrad der Athleten beim Publikum erkennen lässt, ein Missverhältnis der Anerkennung und Wertschätzung für die höchsten Athletenleistungen weltweit, was dann aber trotz der Medaillen-Ehrung für den zweiten und dritten Platz einige Zeit später einer noch verdeckten demütigenden Wahrnehmung nahekommt. Es ist das, was olympische Sporterfahrung über Publikum und Oberflächlichkeit auch für die Welt der Politik lehrt: Mit der Goldmedaille hochgeehrt und die Türen in der Welt öffnen sich, als Zweiter mit der Silbermedaille nimmt sich nach ein paar Tagen die Aufmerksamkeit und Be-deutung schon wie ein Wettersturz aus und mit dem dritten Platz rangiert man unter ferner liefen. Die Wettersturzerfahrung hat Russland ereilt und es hat auf seine Entthronung vor der ganzen Welt gegen das wohlgefälligere Brudervolk, ihm nicht zu Diensten und zur Vergrößerung, nach einigem Hin und Her wie in der biblischen Urgeschichte reagiert und die Kriegskeule erhoben.
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Nun findet R durch strategische Partnerschaft Anlehnung an China, ein Verhältnis, das in der Tat weitere gemeingefährliche Verselbstständigung zu mäßigen vermag, und zwar zum gegenseitigen Vorteil beider, nämlich aufeinander Rücksicht zu nehmen, aber auch für die übrige Welt. Die neue Gemeinsamkeit bindet und mit Xi Jinping als Partner weiß sich Wladimir Putin ernst genommen wie er von daher auch, der weltfremd Gewordene, Xi Jinping von seiner Aufgabe und Position ernst nimmt. Lernpensum für die USA, die mit Trump der EU einen vor den Latz geknallt und dann gestaunt hat, dass solche Machtdemonstration nicht das freundschaftliche Entgegenkommen gefördert hat. Kein Türöffner, so respektlos rangenommen zu werden, wer da der Master ist und wer da kleine Brötchen zu backen hat und dass es um America First zu gehen hat. Ein bloß theoretischer Begriff von Völkerpsychologie drängt sich für praktische Selbstbeobachtung auf, die für Politik und Politiker vonnöten ist, auch die politisch-kommunikativen Ausschläge je ihrer Reden ins Mikrofon vor der Kamera zu erfassen, seien sie direkt oder indirekt auf medialer Ebene für die spezifische oder allgemeine Öffentlichkeit, ob kommunikativ nach innen oder nach außen, beabsichtigt oder unbeabsichtigt zur Äußerung gekommen.
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Wir wissen um die strategische Partnerschaft CHN/R. Was wäre als Win-Win-Situation für beide einzuschätzen, vielleicht sogar zu begünstigen und zu unterstützen, der atomaren Unberechenbarkeit entgegen? Das Schwergewicht CHN mit Milliardenbevölkerung braucht eine konsequente Rationalität und entsprechende Mentalisierung, um nicht in Unregierbarkeit und Chaos und Notstände einer Ansteckungsunruhe zu schliddern. Bei R mit der Bevölkerungsstreuung in einem Riesenland geht es weniger um Nöte der Bevölkerungen des Landes als um die Regierbarkeit und Erhaltung der polit-sozio-ökonomischen Leistungsträger. Die USA haben an ihrem Stadt-Land-Gegensatz mit eine Menge krasser Ungereimtheiten für die Einhegung und politische Handlungsfähigkeit zu tun. Ist es vernünftig, auf der Ebene von Konkurrenz und Rivalität die Beziehungen ohne Zusammenspiel und Freundschaft zu führen, den planetarischen Herausforderungen entgegen und die Antworten nicht durch koexistente, kompatible, koordinierte und kooperative Stärke zu erwirken? Russland in Ergänzung zu China lässt sich sinnvoll für die Ordnungsbedürfnisse der östlichen Hemisphäre begreifen, um rationale Strukturen für die Überlebensfähigkeit zu erwirken, bevor Friktionen zu unheilvollen Verwicklungen durch Erschöpfungen, Kollisionen und Konflikten führen. Auch für die östliche Staatenwelt besteht ein Abstimmungsbedarf, kann Selbstbehauptung gegen andere für die eigenen Interessen und Wertschätzungen nicht das letzte Wort sein. Mit CHN, wenn es so ist, hat R eine Anerkennung für gemeinsame Meisterung von suprastaatlicher Fitness in der fortzuentwickelnden globalen Überlebensstrategie für eine Welthälfte und zugleich über die UN im Zusammenspiel mit der westlichen Welthälfte. Das Dual der Hemisphären erhöht durch die Verhältnissetzung die Handlungsfähigkeit einer Welthälfte, die durch Anregung und Beförderung nachbarschaftlichen Staatengruppen hilfreich sein kann, diese zu synergetischem Zusammenschlüssen zu initiieren und für das Prinzip der Weltregionen zum Zwecke rationaler Überlebensfähigkeit auf den Weg zu bringen und daran mitzuwirken, den Fortschritt am Bau des planetarischen Weltgebäudes für eine neue Stockwerkebene voranzubringen und als gemeinsames Werk zu wissen. Nicht mehr als Befreiungskampf der Völker von ihren Kolonialherren, auf eigene Staatlichkeit hinaus, sondern jetzt als Baumeister einer Weltetage im Erdenrund, über das Bodengeschoss der Staatenwelt supra-staatlich hinaus, für menschenwürdiges Überleben und Wohlergehen.
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Last not least: Der bedeutungsschwere Kriegsfall ist in Gang. Es besteht dank der bislang tapferen Notwehr der Ukraine die Chance, einen anderen Sieg über das Kriegsgeschehen zu erwirken und der Kriegsgeißel eine entscheidende Schwächung durch den Erfolg des Sanktionenprinzips zu bereiten, wie es vorher noch nicht in der Welt in solcher Intensität geschehen ist. Ob das Sanktionenprinzip stärker ist als reine Waffengewalt, wird jetzt seine Erweisbarkeit finden können. Wann hat es das gegeben, dass eine fast geschlossene Weltgemeinschaft, von ihren Outsidern abgesehen, eben diesen Outsidern für unmenschliche Politik die Rote Karte zeigt und, mit den Worten eines Politikers, das kriegsführende Land als einen „Pariastaat“ im Sinne von Aussätzigkeit qualifiziert. Eine Weltgemeinschaft, die einen brutal agierenden Kriegsstaat die Rote Karte zeigt und ihm durch weltweite Unterstützung der verhängten wirtschaftlichen Sanktionen bzw. durch einen zuhöchst empfindlichen wirtschaftlichen Weltstreik die Mittel zur weiteren Kriegsführung entzieht, ja, diese Weltgemeinschaft setzt ein unblutiges Modell der Entscheidungsfindung gegen Ausgeratete frei. Möge in der Tat dieser Gedanke in den Führungsetagen der Staatenwelt noch stärker aufleuchten, nicht bloß auf einen einmaligen Erfolg solidarisch hinaus, diese kriegerischen Rigoristen ins Out zu schicken! In der Tat, ziemlich spät eine solche sich zeigende Aussicht, die als Einsicht für Alternativen doch schon früher angesichts furchtbarer Kriegswalzen hätte greifen müssen, der Abwertung gegnerischer Kriegsopfer, nicht als Menschen gesehen, entgegen. Von den Angreifenden, ins Manöver Geschickten und sich im kriegerischen Kreuzfeuer der Abwehr Wiederfindenden nicht zu reden. Muss das nicht allein für Besserung und Vorsatz stärken? Noch nicht zu spät für die zu ergreifende und zu festigende Alternative, für Bewährung der neuen Weichenstellung: Besser ernsthaft jetzt mit aller Kraft und nicht vertagt auf ein andermal und nimmer!
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Kriegsfall
Blick auf den Zeitgeist
via
Phänomenologie des Geistes
Nur einfache, negative Dialektik!?
Geisteszustand in der Wiederkehr des Gleichen: Orakel – Entdeckung der positiven und negativen Seite einer Sache, das Orakel befragen, um im Voraus zu wissen, ob das Positive oder Negative zu erwarten ist. Das als Lichtwerdung in den Köpfen der Polis-Griechen, deren Orakel-Fieber die Menschenwelt angesteckt hat, wie es um die Aussichten in ihrer Sache steht. Daran hat sich der Geist der Menschen in der Stadtstaatenwelt geübt und ein epochales Ereignis gesetzt.
Wer Fernsehsendungen zum Krieg UKR – Russland schaut, sieht und hört wie über das Publikum eine Riesenwelle rauscht. Moderatoren stellen Orakelfragen und Befragte versuchen sich in der Kunst der Vorausschau, suchen kluge Antworten zu geben, währenddessen die Bilder vom Opferaltar des Krieges über die Bildschirme flimmern. Not und Elend, Zerstörungen und Tote, Geschehnisse und Flüchtlinge, all das, was sich dem Zuschauer einprägt. Demonstrationskult auf den Straßen, auf den Plätzen, Menschen, vom Kriegsgeschehen bewegt, sich einander den gleichen Geist der Sympathie und Anteilnahme öffentlich bekundend und sich darin durch lebendige Gemeinsamkeit bestärkend, zugleich wie von einer Signalmacht in das ferne Geschehen hinein beseelt, dem Heldenmut des Kleinen im Kampf gegen den Großen Ermutigungs- und Unterstützungsimpulse zu schicken und den Rücken zu stärken.
Still, flüchtig oder beeindruckt wird das Verhängnis der Kriegssteigerung registriert und der „Opferaltar“ mit sich steigernden Opferzahlen und Zerstörungen hingenommen oder mit dem Heldenmut gegen einen übermächtigen Gegner überspielt, auch irritiert, kein Enthauptungsschlag, befürchtete Donnerschläge, angesichts von registrierter Stockungen hinter dem erwarteten Grauen zurück. Doch der Auftakt reicht schon aus, die Ängste weiter hochzutreiben und das Zuwarten als Ruhe vor dem Sturm zu fürchten, aber durch mehr Beistand und Hilfen auf stärkere Waffengleichheit zu hoffen, für größere Erfolgsaussichten auf konventioneller Ebene, durchaus ignorant gegenüber den vielen Unwägbarkeiten, dem möglichen Entgleiten in einen Atomkrieg hinein.
Biblische Reflexionshilfe für Nachdenkliche, fürs Innehalten und Innenschau. Gemahnt uns der Regenbogen noch, nicht dem Versprechen zuwider, den Opferaltar der babylonischen Gefangenschaft im Kampf David versus Goliath vorzuziehen? Wiederum anders: UKR-Massada-Ende oder Wanderer kommst du nach Spa…! Auch vom Ende her zu denken ist vonnöten. Bedenken wir Hochgefährliches mit Flucht in Wunschvorstellungen oder orientieren wir uns vom Sachverstand und von den Konsequenzen her, ohne dass die verspürte Wertschätzung, Sympathie und Bekundung für den in harter Bewährung Stehenden für das Mögliche an Unterstützung nachlassen muss. Ringen wir uns auch wirklich Opfergaben echter Hilfestellung für die tapfer Kämpfenden auf der Schlachtbank der Waffenungleichheit ab? Sind wir Zuschauer der Vollstreckung eines Todesurteils im Wissen um die fingierte Anklage, den selbstherrlichen Urteilsspruch und Vollzug der Exekution in einer Person?
Wir wissen, was wir erleben, was als Schauspiel geboten und in der Spannungskurve einer Tragödie steht, suchen, aber finden noch nicht den Punkt für die Katharsis, griechisch-antik so nachvollziehbar an dem einen oder anderen dramatischen Text herausgearbeitet, wo und warum sich Protagonist und Antagonist verfehlt haben und sich aneinander vorbei in die Katastrophe bewegt haben. Suchen wir überhaupt noch ehrlich in stillen Augenblicken danach, jetzt in der Realität, woran es gelegen hat, dass und wie es zur kriegerischen Weichenstellung und zum Überfall gekommen ist, um für uns selbst zu wissen, worauf zu achten und was zu merken ist, um nicht in solch fürchterliche Kriegssteigerung zu geraten oder fiebern wir nur aus der Ferne mit, als Zuschauer vor den Bildschirmen , der Langeweile eines grauen Alltags entgegen, auf Kickerwartung hinaus. Gilt unser Suchen noch einer lebendigen Lichtgestalt, die kraftvoll den eigenen Geist herauszufordern, zu inspirieren und das Ganze der Beteiligungen am Kriegsgeschehen einem versöhnlichen und friedensstiftenden Ende zuzuführen vermag? Im Kontrast die Leiderfahrungen und der Versöhnungsgedanke: Ohne Sühne angesichts des Kriegsverbrechens, der vielen Kriegsverbrechen und der erlebten Höllenaugenblicke? Das Sterben kennt nicht nur den physischen Tod, auch den qualvoll gedehnten seelischen, im Trauma mit den Flashlights so vieler Kriegsopfer.
Wer bleibt nicht zeitnah bei Gandhi hängen, wenn es um eine wirkliche Alternative geht, um nicht auf den Gekreuzigten zurückzugreifen, auf seine innerliche Befreiungslehre, über römisch-weltlich Auferlegtes hinaus. Für Heutige im Klischee so unwirklich fern. Eigentlich sind keine Märtyrer gesucht. Es sind viele als Große erkannt und in Stein gemeißelt und auch wieder vom Sockel gestoßen und vergessen worden. Die Gottwerdung zu väterlichen Gestalten eines Volkes, sie hat beschleunigte Halbwertszeiten für Glorienschein erlitten und auch erneute Menschwerdung Gottes, eines göttlich wahrgenommenen und zugeordneten Wesenszuges, wie es bei Gandhi am Geistesblitz der erstaunlichen Widerstandsvariante sichtbar geworden ist. Ein kurzlebiges Dasein als Sternschnuppe am Himmel. Vom noch schwelenden Hass und den Reflexen durch einen Attentäter getötet, nicht für Friedenserhaltung im Selbstbefreiungs- und Unabhängigkeitsstreben als erhabene unantastbare Ikone verehrt. Solches Ende von Wohltätern der Menschen und Völker ohne Himmelfahrt für Friedensforscher ist kein Ruhmesblatt für den Gattungsanspruch der Vernunft, in Theorie und Praxis. Wofür aktuell die politische Wirklichkeit des Kriegsfalls in medialer Wahrnehmung zum Beleg wird, die einen Gandhi übersieht, der den gewaltlosen Widerstand exemplifiziert hat. Er ist den medial Verantwortlichen keine Positionierung der Anregung und Erörterung in seinen Möglichkeiten und Grenzen, keine Anstrengung mehr wert.
Ein aufrufbares und aufbereitetes Andenken, sei es Gandhi oder Mandela passt wohl nicht ins Kriegsgeschrei der Propagandaparteien, sich mit intelligenten Strategien der Gewalt von Machthabern zu entziehen und sie schlussendlich gar durch Entblößung ihrer Verstiegenheit in aufgetaner Überforderung zum Einknicken zu bezwingen. Was soldatisch Rang und Namen hat, wird für Erklärung, Stand und Aussichten der Kriegslage ins Feld geführt. Sozusagen für das eigene Sicherheitsempfinden figurieren alterfahrene Köpfe, präsentiert aus dem Bollwerk und Rückgrat im Hintergrund. Eingestreut für Mitleid die ausgesuchte Bilderwucht, zugleich für ein gutes Gewissen, dem Vorwurf einer Voyeurismus-Bedienung entgegen. Deutlicher kann die Einstimmung auf den Kriegswillen nicht ausfallen, begleitet im Vorgriff zugunsten eines gewaltigen militärpolitischen Umkehrdenkens, das für die Gegenwart nicht relevant, aber zukunftsbedeutsam ein Ausgriff ins Leere ist, antizipationslos, rein überschlägig gesehen, an tatsächlichen Herausforderungen und wohlüberlegten Befriedungsalternativen vorbei.
Dem Notrecht können nicht die angemessenen Mittel versagt werden, dass aber dem Friedenswillen für kreative Ideen, Mittel und Wege der Einflussnahme kein Gespür mehr gewidmet wird, Softpower mit Schwäche verwechselt wird, das irritiert. Vornehmlich dann, wenn in hervorstechender Weise den Starkprotzen für Lagebeurteilung und Kriegshandwerk geopfert wird. Das spricht für die eingetretene Einäugigkeit, der notwendigen Doppelstrategie entgegen, einer fantasielosen Diplomatie entgegen, die das Handtuch geworfen hat. Das intellektuelle Aus! Was als verstärkter Abwehr- und Überzeichnungsreflex die mediale Öffentlichkeit beherrscht, um auf höhere Bereitschaften einzustimmen, wird in Folge auf lange Zeit Mentalitäten der Anfälligen beherrschen. Auch dann noch als reflexhafte Nachwirkung, wenn die feindlichen Handlungen schon längst ein Ende gefunden haben. So ist wirklich für den altbekannten Ping-Pong-Wechselwirkungsmechanismus gesorgt.
Hegels „Phänomenologie des Geistes“, seine Odyssee der Entdeckung von Bewusstseinsgestalten, Sedimente zunehmender Lichtwerdungen, sie exponiert, verständlicherweise in einem ersten Auskristallisationsprozess, wesentlich die einfache und noch nicht ausgefeilte korrelative Dialektik, insofern sie die Speerspitzen des reihenden Fortschritts in der geschichtlichen Ermittlung von Lichtwerdungen im menschlichen Kopf ist. Die Stufen, was es heißt, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Vernunft, Geist, Religion und absolutes Wissen durch und für unseren Lebenskontext erworben zu haben. Alles ist in unseren Synapsen eingelassen, sei es uns intellektuell bewusst oder rudimentär, intellektuell ungewusst. Kürzungshalber hier zur geistigen Lichtwerdung der Vergebung, für Anwendung und Betätigung gefasst, nicht wie der Gekreuzigte, in den Himmel gesprochen, alle und keinen: … vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Der Mensch als Wolf der Mitmenschen, Krieg, Blutrache, Ehrenduell – die Vernunft angesichts solcherart Fixierungen auf dem Verliererposten, etwas zu vergeben und zu vergessen, wieder neu und unbefangen miteinander umgehen zu können.
Hegels Theorem der Verzeihung hat beeindruckende Karriere gemacht, weil die Bitte darum den wunden Punkt der Selbstüberwindung lapidar in den Fokus stellt und zu sagen aufgibt. Auffällig ist diese Einfachheit an der Gewissensleistung der Menschen zu sehen, die Täter und Opfer zusammenbringt. Der Täter gesteht: Ich bin’s gewesen. Er bittet um Verzeihung. – Das Opfer, es nimmt das Eingeständnis an und bekundet Verwindung. Versöhnung solcherart als der erscheinende Gott der Geisteshaltung von Hegel herausgestellt. Die Differenzierung, Herausforderung heute, nimmt die Korrelation umkehrungsweise hinein, nun verwunderlich das Opfer als Täter zugleich: Ich bin’s auch gewesen. Die Bitte ergeht, die Schwäche nicht nachzutragen. Seien wir uns wieder gut. – Ebenso erstaunlich, der Täter auch als Opfer, sei es, dass er sich nur zu willig hat provozieren lassen. Er weiß auch zu gestehen und um Verzeihung zu bitten: Ich auch, habe mich hinreißen lassen. Vergib mir. Tragen wir uns die Schwächen nicht nach! Verwundungen, einander verziehen, die als verheilte Narben dem sich selbst bewussten Geist als Gewissensweiterung dienlich sind. Die individuelle Ebene: Ich: Sender (DU: Empfänger) = Du: Empfänger (Ich: Sender), die kollektive Ebene: Wir: Sender (Ihr: Empfänger) = Ihr: Empfänger (Wir: Sender). Was im alltäglichen Leben Fuß gefasst hat, Bodenbereitung ist, findet auch auf höherer Ebene statt. Wir sind weit vom Gleichstand auf Gegenseitigkeit der Verzeihung entfernt, was das Zeihen angeht, einander im Hin und Her furchtbar nah.
Einfache Dialektik, die eindimensionale Sicht, hier der Täter, da das Opfer, korrelative Dialektik, auf der Weltbühne der Großen käme sie einem Wunder gleich. Das Formelle suggeriert, was das Inhaltliche unversöhnt in der Äquidistanz auf sich beruhen und dem Wissen von Betroffenheit entschwinden und vergessen lässt oder als Kapitel ins Buch der Geschichte für Schule und Interesse an Geschichtsforschung und Studienbetrieb eintragen lässt.
Unsere religiösen Einflüsterer, die den Gläubigen in Bezug auf den verzeihenden Gott in ihrer Stellvertreterfunktion das Geständnis vor ihm auferlegen, aber sich selber nicht als geistliche Sünder, als Verführer und Anstifter sehen, sich geradezu in dieser Schieflage behaupten und auch gefallen. Selbst der heimliche Kindesmissbrauch wird nicht auf systemische Fehlleistungen hin kritisch untersucht und in Strukturverfestigungen lebensgerecht aufgearbeitet, ja, für die hehre moralische Instanz der Lebensorientierung wird nicht nur für Vergehen, auch für eine tiefergehende Aufdeckung der betriebenen Verdeckungen, auf Untadeligkeit ihrer Würdenträger hinaus, staatliche Nachhilfe benötigt, die nicht vollkommener ist und eine neue Ping-Pong-Variante des Wechselspiels von Interessen und Werten eröffnet, vom Korrelationsdenken des lebenswert Dienlichen weitab entfernt.
All dies weist auf falsche, weil einseitige Schwarz-Weiß-Einprägungen der Menschen hin, ebenso auch in der Zuweisung in Bezug auf alltägliche oder höhere Konfliktsituationen, markant ausgerufen von einem Präsidenten: Das Reich des Bösen ihm widerstreitend, das Reich des Guten mit den Seinigen selbstredend ihm zugehörig! Was sich so selbstverständlich und zustimmungsfähig liest, es scheitert reell zumeist an der selbstherrlichen Gewissheit, welche wecken, hervorrufen und auf die Bahn treiben, aber nicht als vorbestimmt im Gestus unterstellt werden kann: Wir doch nicht, der da; nicht zu übersehen! So auch umgekehrt. Deutlich an Erwachsenen zu registrieren: Rückfall ins kindliche Alter, auch wenn die Höhe des sprachlichen Vortrags über die infantile Denke staunen lässt. Wozu wiederum erhebliche Mühen für die analytische Durchdringung vonnöten ist, eben die Scheidung von viel Spreu um einiger vermuteter Körner willen. So auch ähnlich, wenn der Vordergrund nicht erzählt, was der Hintergrund verbirgt: Wird die Geschichte von Kain und Abel richtig erzählt?
Wer sieht schon sich selbst, wenn er sich nicht zurücknimmt und selbstbesinnlich reflektiert! Dafür ist in Alarmstimmung keine Zeit erübrigt. Der Fortgang in immer neuen Kriegen, die spätestens mit ihrem jeweiligen Ausbruch die Wahrheit untergehen lassen und einäugig dem Gegner alles Böse aufs Haupt laden und zumuten. Wer ausschert, noch kritisch reflektiert, scheint es mit dem Gegner zu halten, so einer verunsichert und zersetzt die Moral der Abwehr. Auch Christgläubige werden zu Denunzianten und geraten zu Schergen gegen ihren so hochgehaltenen Herrn oder machen sich stillschweigend aus dem Staub. Gegen den Mainstream zu schwimmen ist so eine Sache. Auch das wahrheitsgemäße Einräumen vor relevantem Publikum!
Die Gewaltenteilung im Verfassungsstaat, sie gehört wesentlich Hegels Rechtsphilosophie an. Konfliktsituationen, zum Widerstreit von Interessen für Auseinandersetzung und Verständigung erhoben, als Austrag nach Verfahrensregeln, all das ist in Einübung und Ausübung friedlich bestimmt. Und der Judikative der Rechtsstaatlichkeit obliegt die verfassungsgemäße Stimmigkeit, betrifft auch den Souverän, wie das Geschichtchen vom Müller, dem König und dem Kammergericht in Berlin erzählt. Was die Anekdote suggeriert, wird allerdings von Hegel negiert und in letzter Konsequenz kategorisch dem Weltgericht des Weltgeistes belassen. Alles fließt. Die aufkeimende Rechtsidee ist in ihrer Anfangsentwicklung nicht schon vollendet, als wäre in antiker Zeit die eingerichtete Versammlung für den Auftritt der Gewalten auf dem Marktplatz, sei der Auftritt gesetzgebend, gesetzausführend oder richtend in dieser empirischen Gestaltung endgültig erkannt, als Ende von Fortentwicklung im fortschreitenden Weltgeschehen und den fortschrittlichen Neugestaltungen. Dem Beharren auf Stillstand zufolge hätte das fortschrittlich römische Rechtsdenken gar nicht mehr stattfinden dürfen.
Besonders bewusstseinsrelevant die Machtfrage für statthabende Entscheidungsfindungen nach positiven und negativen Herrschaftsweisen. Für Platon wichtig in den Reflexionen, kritisch im Gesetzten auch das Entgegengesetzte nicht auszulassen, in heutiger Sprache, rote Linien zu bedenken geben. Hegel hat die positiven Herrschaftsformen pyramidal geordnet, von der Spitze in der Bezeichnung abgesehen und diese originellerweise mit dem monarchischen i-Punkt-Charakter ausgewiesen. Er hat die negativen Erscheinungsweisen, der Erfahrung nach mal stärker, mal schwächer hervortretend, nicht als jeweiligen Widerpart ausdrücklich gekennzeichnet und grenzbewusst geschärft, sondern, die Ausnahme bestätigt die Regel, ignoriert. Dies Platon entgegen, was herrschaftsbedeutsam Ochlokratie, Oligarchie/Plutokratie, Tyrannis/Diktatur im Herrschaftsraum einem auf Vernunft gegründeten Staatswesen bis in die völlige Selbstverfehlung hinein antun können. Das Positive heute undifferenziert, hybrid und verschwommen im Inbegriff Demokratie verschwunden, was in ihr monarchische oder aristokratische Qualitätselemente wohlgefügterweise sind. Unbefriedigend die Definition der Demokratie, die Churchill arrogant über Tiefstapelei hochgestapelt hat. „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“ Eine Sprechweise, dem englischen Understatement zugehörig. Mit Grotius sinngemäß erweitert, aber unkenntlich gehalten und populistisch selbstaufwertend in der Ergänzung Churchill zugeschrieben: „aber es gibt keine bessere."
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Die korrelative Wechselseitigkeit hat Hegel nur abstrakt an der „verkehrten Welt“ als ein Highlight seiner rekonstruktiven Erkundungstour der sich aufbauenden Bewusstseinserfahrungen festgestellt. Die Natur selbst ist ihm als tragende Substanz Voraussetzung, doch mit der Gattungsgeschichte noch kein notwendiges Korrelationsverhältnis gewesen, wie es heute an neuen Naturereignissen, die auch den Menschen mitursächlich am Werk sehen, erfahren wird. Die Natur erfordert Beachtung in ihren Gesetzmäßigkeiten. Leichtsinnige Unbedenklichkeit im Umgang mit den Lebensgrundlagen kann zu unliebsamen Veränderungen führen, die zu schicksalhaften Heimsuchungen führen. Hegel hat die Natur hingebungsvoll durch und für den Forscher- und Nutzergeist pionierhaft vor Augen gesehen. Heute muss es wesentlich um korrelative Dialektik prozessual gehen. Es geht um ein Wissen um die Gesetze der Natur, denen der Mensch in seinen Ambitionen Rechnung tragen muss, widrigen Naturreaktionen entgegen. Der Umgang mit Technologien hat seine Unbedenklichkeitsbescheinigung in Bezug auf Natureingriffe verloren.
So ist auch das alltäglich greifbare Dual, das Verhältnis von Mann und Frau, von alther überkommen: er, der Geist, sie, die Natur, im Übergang und Abstreifen von Sichtverengungen begriffen, zwar schon formell auf gleicher Höhe des Vernunftdenkens, aber inhaltlich in Schieflage, ganz und gar nicht überzeugend in den differenten Lebensformen der Weltwirklichkeit, voran gegen machohafte Rollenkonkurrenz, patriarchale Religionen und autokratische Politiken, einer korrelativen Dialektik der Vernunft entgegen. So angefügt, liest sich das angeführte Verhältnis von Mann und Frau kontextuell unpassend, nicht besonders erheblich, doch es macht auf die Basisbrüchigkeit in der Welt aufmerksam, die durchdringende Friktionen from the bottom to the top weltweit für Gewaltanfälligkeit entspringen lässt.
H.G. Gadamer gibt im Hinblick auf Hegels „Phänomenologie des Geistes“ ein Beispiel der korrelativen Dialektik in guter Nachvollziehbarkeit, „die in der ‚Verdopplung‘ des Selbstbewusstseins liegt“, deren „geistige Einheit“ von der „Anerkennung“ getragen wird:
„Und nun ist klar, dass alles nur in voller Gegenseitigkeit gilt. Man denke an die triviale Form des Anerkennens, den Gruß. ‚Jedes sieht das andre dasselbe tun, was es tut; jedes tut selbst, was es an das andere fordert, und tut darum, was es tut, auch nur insofern, als das andere dasselbe tut; das einseitige Tun wäre unnütz …‘ (142). In der Tat, es wäre nicht nur unnütz, sondern tödlich für das eigene Selbstbewusstsein. Man denke an das Gefühl der Demütigung, wenn jemand einen nicht wiedergrüßt, sei es, dass er einen nicht kennen will – eine schreckliche Niederlage des eigenen Selbstbewusstseins – sei es, dass er einen wirklich nicht kennt, sondern dass man ihn verwechselt und verkannt hat – auch kein schönes Gefühl: so sehr ist die Wechselseitigkeit essentiell. ‚Sie anerkennen sich, als gegenseitig sich anerkennend‘, in der Tat, ‚eine vielseitige und vieldeutige Verschränkung‘.
… Es ist eine sehr konkrete Erfahrung … d.h. im Kampf auf Leben und Tod, in der Entschlossenheit des Selbstbewusstseins, sich seine Wahrheit, anerkanntes Selbstbewusstsein zu sein, zu beweisen, und sei es auch unter der Gefährdung des eigenen Lebens … ein echter Zusammenhang … bestätigt uns die Institution des Zweikampfs zur Wiederherstellung gekränkter Ehre, das Duell.
… Wer sich dem anderen zum Kampfe stellt, wer ihm die Ehre erweist, sich zum Kampfe zu stellen, beweist damit, (dass er, JM) ihn nicht unter sich herabsetzen zu wollte – und umgekehrt, wer den anderen fordert, beweist damit, dass er die erfahrene Herabsetzung nicht ertragen kann, ohne dass der andere sie durch das Sichstellen zum Kampfe widerruft… Bekanntlich genügt im ‚Ehrenhandel‘ kein anderer Widerruf, und der Beleidigte kann jede Versöhnung ablehnen.“ (S. 56f)
Es geht auf der höheren Ebene nicht um anachronistische Ehrenhändel, sondern um das in Repräsentanten verkörperte Selbstbewusstsein, dass im Wesentlichen die Erfahrung der Demütigung durch Demütigung des anderen Selbstbewusstseins egalisieren will – unversöhnlich ohne Genugtuung, diese Egalisierung mit höchstem Einsatz an Ernsthaftigkeit für die betroffene Lebenswirklichkeit bis in die letzte Konsequenz hinein durchzuziehen. Es ist in der Verselbstständigung der Wahnsinn des Eigendünkels als die rücksichtslose Entschlossenheit zum Tode, nicht mehr die der Freiheit zum Leben. Ein selbstbeschlossenes Naturschicksal der abgestorbenen Vernunft, sich wie auch denjenigen in die Katastrophe Hineingerissenen. Den Überlebenden bleibt der verinnerlichte Schrecken, der von sich je selbstenttäuscht auch wieder hinaus will und mit vermeintlich gelernter Lektion in der Anfälligkeit steht, negative Dialektik in Gang zu halten, diesmal der reinen Friedfertigkeit zu entsagen.
Nachgeschobene Streusel, dem Argument inkonsequenter Selbstauslegung entgegen: Natürlich werde es auch noch Diplomatie geben. Eine Diplomatie, welche die Verantwortlichen und Entscheider in ihrer Erfolglosigkeit nicht auf Defizite und Halbheiten ernsthaft und unvoreingenommen evaluiert haben, was sie aber an der gegnerischen Seite als Lug und Trug schnell und ohne Mühe mit einer Schwarz-Weiß-Zuerkennung für Misslingen und Scheitern anzuführen wissen. Verständlich: Zur ernsthaften selbstkritischen Haltung hat es im Wesentlichen nur selten beziehungsweise ausnahmehaft gereicht. Grundsätzlichkeit ist schon gefragt: Sie hätten sich den eigenen Anrufungen, Bitten und Einräumungen stellen müssen, ob auch im Widerstreit der Positionen vor der Öffentlichkeit das Bekenntnis der Verfehlungen die erlösende Vergebung, Verzeihung und Verwindung finden wird. Vermögen das die Tänzer auf dem elitären Hochdrahtseil unserer Welt schon einzulösen? Ist dem Publikum in genügender Weise Vernunftbildung zuteil geworden?
Grußbeispiel: H.-G. Gadamer, „Hegels Dialektik des Selbstbewusstseins“, in: Hegels Dialektik. Sechs hermeneutische Studien. Tübingen 2/1980
Umbruchzeichen. Retourkutsche, ja, aber hegelsch, auf absoluter Ebene gesehen, die beiden Supermächte im Blick. Putins Krieg und US-Politik. Nicht angezettelt, er ist das Spiegelbild in Putins US-Wahrnehmung, der US-Siegermacht, ihr gegenständliches Werden der Taten in ihm.
Es ist das Bewusstsein eines Selbstverlustes, das auf das Siegerverhalten in der Welt kritisch schaut, sich von gravierenden Fehlleistungen empört ergreifen lässt und sich daran bewusstseinsmäßig vergegenständlicht und zur Entäußerung aufbaut, hin zum Auslöser: Putins Krieg!
Seien wir nicht naiv, die relevanten Hochdrahtseiltänzer haben sich mit Argusaugen im Blick und sie wissen sich um ihr ihnen geneigtes Publikum zu verhalten und sich seine Gunst und Einstimmung zu erhalten. Auch das lehrt die Beobachtung und Verinnerlichung im Wesentlichen.
Was äußerlich verschieden scheint, lässt häufig genug den verschiedenen Hintergrund aus, sei es, die unausgesprochene Wehklage bei diesem oder das tunlichst nicht Aufzurührende bei jenem. Beiderseits einer in Konsequenzen bewusst einzuräumenden Niederlage entgegen.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt ans Licht der Sonnen. Veränderungsprozesse der Welt bringen neue Lichtwerdung, schreiten mit neuen Herausforderungen und Vermögenskräften über eitle Bewusstseinsfixierungen hinweg. Es stehen Selbstenttäuschungen der Eitelkeit bevor.
Es haben historische Akteure ihre Zeit gehabt und der Schein hat sie offensichtlich über zeitgemäße Bedeutung im neuen Weltgeschehen getäuscht. Brexit, der Glanz der stattlichen Metropole täuscht über Vermögenkraft hinweg. Putins Krieg, er ruiniert R für eine starke Europa-Bedeutung.
Auch US-Amerika droht der Abgesang, das Verpassen einer neuen Rollenfindung im Weltumbruchzeitalter. Wem eine halbe Welt Verantwortung nicht genug ist, dem Anwärter der anderen Hälfte nicht Hilfestellung fürs gemeinsame Weltganze ermöglicht, fördert weltgewaltigen Despotismus.
Man muss im partnerschaftlichen Geist einen handlungsstarken Großen für geteilte Weltbürde und Weltverantwortung vor den Augen und Ohren der Weltöffentlichkeit BITTEN können, ihm Gelegenheit geben, mit Bedenken und Anknüpfbarem für die Rolle weltöffentlich Stellung zu nehmen.
Geschichtlicher Umbruch zeigt sich an. Biotop-Bewusstsein mit zugehöriger Menschengruppe, es ist Bewusstsein seiner Vergegenständlichung. Wo es faktischen Bedeutungsverlust ignoriert, tanzt vor den Augen die gute alte Zeit. Quichotterie lässt auch atomar den Versucher auftreten!
Alles fließt. Stationäre Zustände von Vergegenständlichung und Weltordnung bestehen nur auf Zeit. Vernunftbegabte im Weltgeschehen folgen nicht dem Möchtegern, sondern dem vernunftstarken Lichtblick des Rettenden – auf Zeit für Zuständigkeit und Zustand der Welt.